Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 31. Dezember 2011

Was an Weihnachten so gepredigt wird

Eine wichtige Regel beim Verfassen von Predigten scheint zu sein, auf keinen Fall in den Originaltext zu sehen. Ganz besonders wenn die Geschichte ja jeder kennt. Das Thema unserer Predigt in der Christmette an Heiligabend war das Buch Genesis, da der 24.12. laut Prediger "früher der Gedenktag von Adam und Eva war". Teile der Predigt waren auch durchaus interessant, NUR irgendwie baute das Ganze darauf auf, dass Adam und Eva vom Baum des Lebens gegessen hätten. Diese Aussage war tragend und wurde mehrfach wiederholt.

Leider machte gerade die ganze Predigt redundant. Denn der unrechtmäßig abgeerntete Baum war der Baum der Erkenntnis gewesen und als Begründung für die Verbannung aus dem Paradies wurde u.a. genannt, damit sie nicht auch noch vom Baum des Lebens essen. Und da hätte die Predigt über den Baum des Lebens und die Erlösung und die Geburt Jesu gut ansetzen können, aber leider ... war in der Erinnerung des Predigers der Baumbestand des Paradieses auf nur einen geschrumpft und nichts passte mehr zusammen.

Freitag, 16. Dezember 2011

Zitat vom Kalenderblatt

"Wenn nur die Menschen zum Guten so rennten wie zum Bösen!

Wie oft gehen sie durch Wind und Wetter, über Stock und Stein ihren niederen Gelüsten nach;
gilt es aber die Pflicht oder sonst etwas Gutes zu tun, ist ihnen jedes Windchen zu rauh und jedes Steinchen eine unübersteigbare Mauer."

Berthold Auerbach

Dienstag, 13. Dezember 2011

Imageproblem Macht

Jeder halbwegs ernsthaft glaubende Christ wird wahrscheinlich bei dem Wort Macht auf das nächstliegende Kruzifix blicken und kurz meditieren, wie der Herr das mit der Macht gesehen hat und dann - hoffentlich - alle Machtrauschphantasien beschämt an diesem Kreuz ablegen.

Aber irgendwie scheint das ja nicht das Bild zu sein, das in der Öffentlichkeit da ist. Da versteigen sich alle möglichen Damen und Herren dazu die "Öffnung des Priesteramtes" für die eine oder andere Gruppe zu fordern, damit diese an die Macht kommen und an der Macht beteiligt werden.
Irgendwie scheint den Forderern nicht ganz gegenwärtig zu sein, was die Teilhabe an der Macht bei Jesus Christus heißt, den Platz am Kreuz einzunehmen. Wie der Herr schon Jakobus und Johannes zurechtwies, als es um den Platz zu seiner Rechten und seiner Linken ging.

Woher kommt dieses Zerrbild? Warum wiederholen es ausgerechnet Repräsentanten der deutschen Kirche auch noch?
Ganz bestimmt kommt es nicht von Papst Benedikt XVI. Er lebt das genaue Gegenteil.
Ihn kann ich nur bewundern für die Christusähnlichkeit und hoffen, dem irgendwann nahezukommen.

Merken diejenigen, die die Macht fordern, nicht, wie sehr sie sich damit in jeder Weise für einen Dienst in der Kirche disqualifizieren?
Sie wollen doch nur die Macht, um andere zu zwingen, endlich ihren Wünschen nachzukommen. Sie selbst tun und lassen ja ohnehin, was sie wollen. Aber das genügt ihnen nicht.
Vor solchen Wölfen kann man gar nicht genug warnen - auch wenn sie sich "unterdrückte Frauen" nennen und von der Presse als solche zelebrieren lassen.

Montag, 12. Dezember 2011

Ich knie vor meinem Gott


Aufgrund diverser Turbulenzen in meinem Umfeld ist mein Blog derzeit etwas vernachlässigt, aber heute zum Gedenktag der Marienerscheinungen von Mexico , mehr bekannt durch das Bild der „Maria von Guadalupe“, muss doch ein Post hierher. Und keins von den Themen auf die mir ironische oder kritische Anmerkungen und Kommentare nur so auf der Zunge brennen, sondern lieber etwas Elementares. Also ein richtiges „scandalon“. Hier ist es: Ich knie vor meinem Gott.

Das hat eine längere persönliche Tradition. Es geht auf Zeiten zurück, in denen ich es klar ablehnte, Christ zu sein und in denen ich sogar Gott meinen ganz persönlichen Aufstand erklärt hatte, nämlich, dass ich tun würde, was ich für richtig halte und nicht, was er für richtig hält. Ich erinnere mich noch gut an den einen Abend, an dem ich entschlossen war, meine Unabhängigkeit zu erklären, nicht vor Zeugen, aber mit ausgesprochenen Worten. Da stand ich, war mir sicher, dass Gott so gegenwärtig ist, dass er genau weiß, hört und versteht, was ich da tue, setzte an zu sprechen – und hatte diesen unangenehmen Gedanken, dass, wenn ich das einfach so mache, der , den man den Bösen nennt, denken könnte, ich folge seinem Beispiel. Ich wollte aber niemandem folgen. Wenn schon nicht Gott, dann erst recht keinem anderen. Außerdem hatte ich nichts gegen Gott, ich wollte einfach nur meine Freiheit. Denn schließlich war diese Freiheit doch ein Geschenk Gottes an jeden Menschen.
Nachdem ich da also eine ganze Weile so da gestanden und nachgedacht hatte, kam ich zu folgender Lösung. Bevor ich erklärte, dass ich gedenke, meine Freiheit in Anspruch zu nehmen, kniete ich mich hin, erkannte an, dass ich mein Leben und diese Freiheit Gott verdanke und dass ich ihm dafür ehrlich dankbar bin. Na ja, irgendwie riss es mich noch ein Stück weiter und ich habe mich bis auf den Boden verbeugt und gesagt, dass ich der Meinung bin, dass er ein Anrecht auf solche Verehrung hat. Und dann bin ich aufgestanden und habe quasi meinen Rebellionsakt vorgetragen und erklärt, dass ich den Widerspruch in dem, was ich tue,sehe, aber keine andere Lösung finde und dass ich, egal, was ich sonst tue, jeden Tag einmal vor Gott knien werde, weil ihm das zukommt und ich das nicht vergessen will – und dass ich für den Rest eben den Preis zahlen werde, wenn es an der Zeit sei.

Mir erzähle also keiner, Knien habe mit Unterwürfigkeit, Mangel an Rückgrat oder was auch immer zu tun. Es war auch kein Versuch, mich irgendwie abzusichern oder fein rauszukommen. Ich war mir sehr sicher, dass die Folge von dem, was ich da tue „ewige Verdammnis“ heißt. Kein schönes Ziel, aber das waren mir meine Freiheit und mein Wille wert, wenn es denn sein musste.

Bei all dem hatte ich auch eine Hoffnung. Vielleicht, dachte ich, würde sich zeigen, dass Gott tatsächlich so groß ist, dass er für jemanden wie ich eine Begnadigung ausspricht, nicht weil ich es veriente (was ich verdiente, war ja klar) sondern aus Großzügigkeit oder Barmherzigkeit. Vielleicht würde er verstehen, warum ich handelte, wie ich handelte, Gnade vor Gerechtigkeit ergehen lassen . Und wenn er so wäre, dann könnte ich ihn vielleicht lieben.

Ich dachte, die Wahrheit in der Sache erfahre ich an meinem Lebensende. Aber es kam völlig anders. Innere Wirklichkeiten lassen sich schwer beschriben, darum habe ich es hier einmal etwas poetisch getan.. Gott hat demonstriert, dass Er um einiges größer ist, als ich mir hatte vorstellen können. Er kannte mich besser als ich mich selbst. Das, was er de facto getan hat, war sich quasi auf eine Ebene mit mir zu stellen, und mich, als sei ich ein gleichgestellter Verhandlungspartner, um einen Gefallen zu bitten. Es sprengt das Fassungsvermögen, aber Gott ist demütig.

Und damit hat er mich gwonnen.  Damit hat er – ich weiß nicht, wie ich es anders nennen könnte – mein Herz durchbohrt. Ichwusste, wer da so etwas für mich tat und wollte einfach ebenfalls der Wirklichkeit Ausdruck verleihen, dass er so unendlich viel mehr ist als ich.

Darum knie ich immer noch vor meinem Gott. Nicht weil es gerecht ist oder seine Größe es verlangt, sondern weil es die einzige Möglichkeit ist, mich nicht über ihn zu stellen.  Und ich bewundere seine Größe und bete sie an, die es sich leisten kann, sich so klein zu machen, ohne in irgendetwas geringer zu sein, als sie ist.

Das sei heute gesagt im Gedenken an die, von der die Worte stammen: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“ , deren Bild am heutigen Tag vor etlichen Jahrhunderte auf einer Tilma erschienen ist und die dabei die ganze Größe, Schönheit, Macht und Freundlichkeit Gottes gezeigt hat, was Millionen in Südamerika dazu brachte, es auch zu erkennen und ihm gehören zu wollen.


Dienstag, 22. November 2011

Weltbildverlagsanteile werden verkauft

Hier das Dokument der DBK 

Ein bisschen mehr Selbstkritik statt Rückzugskritik an der katholischen Presse, die beharrlich den Skandal nicht unter den Teppich gekehrt werden ließ, wäre natürlich schön gewesen.

Mein Dank gilt all denen, die trotz sehr unfreundlichen Beleidigungen und Unterstellungen (à la "verklemmte Fundamentalisten") dafür gesorgt haben, dass die unglückselige Situation mit dem Weltbildverlag so nicht weiter bestehen kann.

Und besser eine Einsicht mit Grollen als entschlossene Uneinsichtigkeit. Auch wenn es natürlich ein besseres Bild abgegeben hätte, in Demut dazu zu stehen, dass durch allerlei Unterlassungen da ein großes Ärgernis geschaffen wurde anstatt schmollend noch einmal nach den bösen Aufdeckern zu schlagen und damit den Eindruck zu erwecken, dass die Tat nicht so ganz aus innerer Überzeugung sondern wegen des mittlerweile internationalen Kopfschüttelns über die Zustände in der deutschen katholischen Kirche erfolgt.

Jedenfalls: Deo gratias, dass man sich dazu durchgerungen hat, einen klaren Schnitt zu machen.

Mittwoch, 16. November 2011

Erkenntnis eines 8-Jährigen zu den Gottesdiensten

"Am Sonntag war Papa mit mir in der Kirche. Das war aber kein Gottesdienst für Kinder. Nur ältere Leute, das war doof."
nachdenkliche Pause
"Eigentlich" (verwunderter Blick des Sprechers) "war es sogar besser als der Kindergottesdienst. Da wird dauernd nur geredet und man versteht gar nichts. In dem Erwachsenengottesdienst konnte man doch besser nachdenken, um was es geht."

L. (8 Jahre)

Minireportage Kommunionunterricht - 5. + 6. Stunde

In der 5. Stunde wurden simple Gebärden zum Vortrag des Vaterunsers geübt.
In der 6. Stunde wurde gespielt. Alle erhielten ein Einladungsblatt für eine beliebige Person, denn in der 7. Stunde soll eine Party gefeiert werden. Mein Neffe ist eingeteilt Lebkuchen mitzubringen.

..... (schweigend den Kopf schüttelnd) ...

Dienstag, 15. November 2011

Rilke und der Schuhkarton

Der Dichter Rainer Maria Rilke hat schon im vorigen Jahrhunderte etwas erzählt, das vielleicht einigen kirchlichen
Verantwortlichen in den Bistümern Trier und Münster als Lektüre zu empfehlen wäre. Von "Weihnachtsgeschenken in Schuhkartons" für arme Kinder wusste er nichts. Aber in Paris sah er eine bettelnde Frau und gab ihr nicht ein paar Münzen sondern eine frisch aufgeblühte weiße Rose. Die Frau stand sofort auf und blieb ein paar Tage verschwunden. Dann saß sie wieder da und bettelte. Jemand fragte, wovon sie die Tage wohl gelebt hatte. Von der Rose, sagt Rilke.

Wir sind Menschen. Wir brauchen ein bisschen mehr zum Leben als nur materielle Güter. Eigentlich sollte man von kirchlichen Einrichtungen erwarten, so etwas zu wissen.

Aber denen geht nicht auf, wie wertvoll es für ein Kind sein kann, etwas geschenkt zu bekommen. Noch dazu etwas, das für es sonst unerreichbar wäre. Jemand denkt an es. Jemand hält es möglicherweise für liebenswürdig. Jemand wollte ihm eine Freude machen. Aber es gibt Leute, denen solche Freude völlig egal ist. Man folge nur obigem Link: Es ist nicht "nachhaltig", so eine Freude zu machen, die Wirtschaft vor Ort wird so nicht unterstützt und es gibt Gruppen, die das als lästige Missionierung bezeichnen, noch dazu sind die freundlichen Geber "christliche Fundamentalisten" (geht ja gar nicht an, dass die Kindern Spielzeug geben). Kinder brauchen keine Geschenke, sondern Unterstützung der Bildungsstrukturen, meinen diese Leute.
Und ganz schlimm, den Gebern macht es Spaß, so was zu schenken. Das ist völlig verwerflich. Geschenke sollte man nur machen, wenn es aus praktisch-logischen Gründen zu rechtfertigen und zweckmäßig ist, oder?

Und es ist ganz infam missionarisch, wenn man solche Geschenke auch noch ungeachtet der Religionszugehörigkeit verteilt. Bedingungslos.  Da könnte ja ein Kind auf die Idee kommen, dass der christliche Glaube zu guten Taten bewegen könnte und das es da seltsame Ideen gibt wie Nächsten- oder sogar Feindesliebe. Echt schockierend.

Freitag, 11. November 2011

Moloch

 Interessantes zum Thema Weltbildverlag kann man auch hier nachlesen: http://www.buch-leifels.de/Friesinger_WeltbildVerlag.pdf.
"Vom ursprünglichen Unternehmensauftrag, christlich-katholisches
Gedankengut in gedruckter Form zu verbreiten, ist dabei fast nichts übrig geblieben. Die von Kardinal Karl Lehmann noch unlängst beschworene »christliche Profilierung« des Hauses scheint längst der Ausrichtung auf Gewinnmaximierung aus dem Handel mit Büchern, DVDs, CDs, Software und Unterhaltungselektronik gewichen zu sein....

Die Konzentration im Handel und die hierdurch erhöhten Marktanteile der großen Kettenläden führen
zwangsläufig auch zu veränderten Machtverhältnissen zwischen Verlagen und Händlern: Durch ihre Marktmacht werden die großen Händler künftig die Einkaufskonditionen gegenüber den Verlagen massiver als bisher beeinflussen und bestimmen können. Die Auswahl der einzukaufenden Titel wird dann immer stärker rein ökonomischen Kriterien folgen. Der Titelvielfalt droht das Ende. Schlechte Zeiten auch für den klassischen Buchhandel, denn das  Die Konzentration im Handel und die hierdurch erhöhten Marktanteile der großen Kettenläden führen
zwangsläufig auch zu veränderten Machtverhältnissen zwischen Verlagen und Händlern: Durch ihre Marktmacht werden die großen Händler künftig die Einkaufskonditionen gegenüber den Verlagen massiver als bisher beeinflussen und bestimmen können. Die Auswahl der einzukaufenden Titel wird dann immer stärker rein ökonomischen Kriterien folgen. Der Titelvielfalt droht das Ende. Schlechte Zeiten auch für den klassischen Buchhandel, denn das klassische Berufsbild des Buchhändlers wird
infolge der internen Umorganisation durch die DBH de facto abgeschafft. Bei Hugendubel werden derzeit durch neue zentrale Einkaufsabteilungen die angestellten Buchhändler ihrer wichtigen Aufgaben als Einkäufer und Gestalter des Sortiments enthoben und zu Verkäufern und Auspackern degradiert. Damit einher geht eine tarifliche Abgruppierung. Auf diese Weise etabliert die DBH das Modell einer »Buchhandlung ohne Buchhändler«, was letztlich zu einer völlig veränderten Buchhandels- und Kulturlandschaft führen wird.
Doch nicht nur die angestellten Buchhändler leiden unter der aggressiven DBH-Firmenpolitik des katholischen Medienhandelsriesen. Als ob es die katholische Soziallehre niemals gegeben hätte, tritt überall der Faktor Mensch zurück hinter Investitionen in »effizientes« Controlling, neue Warenwirtschaftssysteme und Gewinnmaximierung.
Betriebsräte und Gewerkschaften berichten von dramatischen Strukturveränderungen, die  einhergehen mit Forderungen nach drastischen Nettolohnsenkungen durch deutlich verlängerte Arbeitszeiten. Die Veränderungen im Einzelhandel in Richtung weiterer Verlängerung oder Aufhebung von Ladenschlusszeiten werden von der DBH kräftig mit vorangetrieben. Vom Schutz katholischer, ja insgesamt christlicher Werte wie Familie oder Sonntagsruhe ist da nichts zu spüren.
All diese beunruhigenden Vorgängewerden maßgebend bestimmt und vorangetrieben durch ein kirchliches Unternehmen, das bisher in der Öffentlichkeit kaum kritisch wahrgenommen wurde. Ebenso fehlt bislang innerkirchlich eine ehrliche Diskussion dieser skandalösen, teils inhumanen und folgenschweren Entwicklung.
Dabei gäbe es manche Frage zu stellen: Wieso kann das kircheneigene Unternehmen Weltbild seine Gewinne weitgehend unkontrolliert reinvestieren, um auf diese Weise immer weiter zu wachsen, ohne sich irgendwelchen christlichen Werten verpflichtet zu zeigen – weder mit den gehandelten Produkten noch in seiner Unternehmenskultur, noch in seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung?"


 Obsolet sein dürfte wohl dieses Zitat aus der FAZ von 2004
„Ob dieses oder jenes Buch nun wirklich den Werten entspricht, die die Kirche fördern möchte - diese Frage sorgt natürlich immer wieder für Diskussionen. Ich denke aber, die Möglichkeit, durch Weltbild mit der ganzen Gesellschaft zu kommunizieren, ist dieses Wagnis wert“ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/weltbild-verlag-verkaeuflich-ist-gut-1192374.html)
Gesagt hat das Kardinal Lehmann. Seitdem sind 7 Jahre vergangen. Weltbild ist ein durchaus weltlicher Verlag, der weder den Prinzipien katholischer Sozialethik folgt noch christliche Werte vermittelt. Der Verlag ist kein Kommunikationsmittel zwischen Kirche und Welt sondern ein auf maximale Gewinne ausgerichtetes Unternehmen.

Wenn sich etwas dieser Machinerie bedient, ist es jedenfalls nichts authentisch Katholisches. Wer also kommuniziert hier was mit wem und in wessen Auftrag?
Vielleicht wäre es an der Zeit, hier einmal Nachforschungen anzustellen.

Kirchenzeitung: Berichterstattung aus dem Paralleluniversum

Es muss ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum geben, durch das uns zufällig die katholische Kirchenzeitung aus einem Paralleluniversum zugestellt wird. Ich habe keine andere Erklärung mehr. Denn gerade habe ich das meinen Eltern zugestellte Exemplar durchgeblättert, sah eine Hand mit Geldmünzen und die Überschrift: "Eine Frage der Gerechigkeit", dachte "aha Weltbild-Affäre, man setzt sich tatsächlich mit dem Unrecht da auseinander. Das war weit gefehlt, es ging um Mindestlohn.

Hmm. Weiterblätternd. Irgendwo muss doch etwas zu der erschütternden Dingen stehen, über die man von Bekannten weltweit angesprochen wird. Irgendetwas muss das Bistum doch zu dem allen zu sagen haben. Nein. Pfarreien können durch Energiemanagement Geld sparen. Kirche und Gewalt in der Geschichte. Wieder Mindestlohn.Evangelische Kirche diskutiert den Papstbesuch. Fußball und Aberglaube in Argentinien. Sinus- Milieu-Studie. Ein Geigenbauer. Martin Walser. .... hmmmm, hmmm

zurück zur ersten Seite. Da das Bild vom Antrittsbesuch des detuschen Vatikanbotschafters beim Papst und daneben eine kleine Überschrift:

"Papst lobt deutsche Kirche"

Das ist der Beweis. Die Kirchenzeitung kommt NICHT aus unserem Raum-Zeit-Kontinuum.
Denn es könnte doch wohl nicht so, dass eine katholische Kirchenzeitung ihre Leser bewusst nicht nur nicht informiert sondern irreführt, in Bezug auf das, was der Papst gesagt hat?????


Anmerkung: Unter der Überschrift wird dann nur Folgendes aus der Papstansprache zitiert: 
1) 'Die Kirche in Deutschland hat "ausgezeichnete Möglichkeiten des Wirkens"'
Das bestreitet auch keiner aber nutzt sie sie? Das ist kein Lob.
2) Erfreulich sei, dass die Kirche in Deutschland "das Evangelium frei verkünden und in zahlreichen sozialen und karitativen Einrichtungen bedürftigen Menschen helfen" könne.
Das ist jetzt ein Lob an den Staat Bundesrepublik Deutschland. 
Und das war es.
Ausgelassen wird dagegen: Der Heilige Stuhl wird darauf achten, daß der notwendige Einsatz gegenüber diesen Mißständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt.
UND DAS IST KEIN LOB!   

Mittwoch, 9. November 2011

Anderswo ist man irgendwie weiter

So wird die katholische Wochenzeitung "First Things" in der DT vom 3.11.11 zur englischen Neuübersetzung der Messtexte zitiert:

"Die Gebete der Messe sind nicht grau. Sie schillern in allen Farben im Glanz der Wahrheit. Jetzt kehren diese Farben zurück. Die Schönheit lüftet ihren Schleier. Das heilige Wort Gottes kommt hervor. Wer weiß, warum die ersten Übersetzer das getan haben, was sie getan haben? Es war doppelplusungut - aber das müssen sie zwischen sich und Gott ausmachen. Wer denkt noch an den Winter, wenn der Frühling kommt?"

Und bei uns? Graue Nebel wallen immer noch. Weil dem real nicht existierenden "modernen Menschen" die Wortgewalt und Poesie nicht zuzumuten ist, die seine sachliche Nüchternheit bedroht - oder warum auch immer.

Dienstag, 8. November 2011

Der Heilige Vater äußert sich indirekt zur Weltbildaffäre

Seitdem Wochenend berichten auch schon amerikanische Medien intensiv über das skandalöse Geschehen in Deutschland. (Eine amerikanische Bekannte ging den Quellen nach und stellte fest, dass die US-Medien ihre Information von den Meldungen in Neuseeland aufgriffen - es ist jetzt also rund um den Erdball gereist.)

Gestern, am 7. November, fand der Antrittsbesuch des deutschen Botschafters im Vatikan statt. Die schriftliche Ansprache des Heiligen Vaters enthält die folgende Passage: "Eine Beziehung, welche nicht beachtet, daß Mann und Frau die gleiche Würde besitzen, bedeutet ein schweres Vergehen gegen die Menschlichkeit. Hier ist es an der Zeit, Prostitution wie auch die weite Verbreitung von Material erotischen oder pornographischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken. Der Heilige Stuhl wird darauf achten, daß der notwendige Einsatz gegenüber diesen Mißständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt." Ganz nachzulesen hier.

An dieser Stelle sei auch einmal ausdrücklich erwähnt, dass das Erzbistum Köln als einziges deutsches Bistum seit 2008 keine Anteile mehr an Weltbild hat. Zumindest ein Bischof hat also schon damals das Ausmaß des Skandals und die tiefe Schuldhaftigkeit einer Beteiligung an den mittlerweile weltweit bekannten Praktiken schon vor 3 Jahren erkannt.

Nun wird es spannend, ob noch weitere Bistümer angesichts dessen was im Falle eines Nichthandelns auf ihre Bischöfe zurückfällt, sich zu entsprechenden Maßnahmen entschließen können.

Minireportage Kommunionunterricht - Die Textvorlagen

Wie das in der Hektik so geht, den Klappentext hinten auf der Kindermappe mit der Blättersammlung zum Kommunionunterricht hatte ich noch gar nicht durchgelesen. Da steht also:

"So bunt sollen auch eure Gruppenstunden sein. Ihr werdet malen und kleben, singen, spielen und vieles mehr.
Dabei hört ihr von Jesus und dem Brot, das er uns schenkt. Und weil das eine frohe Botschaft ist, werdet ihr auch miteinander feiern."

Aha. Wir freuen uns, weil Jesus uns irgendwie irgendein Brot schenkt, deswegen gibt es eine Party?
Und weil das alles irgendwie richtig Spaß macht, werden die Gruppenstunden zu ca. 90 % oder mehr mit kkleben, singen, spielen, malen und basteln verbracht. (Was vielen gar keinen Spaß macht, aber die sind dann wahrscheinlich doof und keine "modernen" Kinder.)

Das Werk heißt "Gemeindekatechetischer Kommunionkurs - für euch für dich für alle" und ist erschienen bei Grünewald. Ohne irgendein "nihil obstat" logisch - damit könnte man sich schließlich nur blamieren
Verfasser sind Gemeindereferenten des Bistums sowie mindestens ein Pfarrer im Ruhestand. Alle Beteiligten kennne ich nicht, aber zu Hochwürden im Ruhestand möchte ich doch eine Hintergrundinformation anfügen: Er ist ein netter, freundlicher, unkomplizierter Herr, bei dem sich vor vielen Jahren einmal der Bischof lange weigern musste, die Pfarrkirche einzuweihen, weil der Herr Pfarrer darauf bestand, dass es in dem Neubau keinen Tabernakel geben dürfe. Das Weihwasserbecken wurde unter Leitung des Kaplans und mit Hilfe der Gemeindemitglieder während eines Urlaubs des Pfarrers gemauert, so massiv, dass es nicht mehr ohne größere Umstände zu entfernen war. In der Gemeinde, die seitdem so einige andere Pfarrer hatte, werden diese und andere Geschichten den staunenden Besuchern immer noch erzählt.

Kurz gefasst: Wer auch immer mit ziemlicher Garantie erreichen möchte, dass die Kinder, die Kommunionunterricht erhalten, am Schluss extrem gelangweilt nie mehr in einen Gottesdienst gehen, weil das doofe Brot da sowieso nicht schmeckt und die Party (Feier = Gottesdienst) so extrem langweilig ist, in etwa so öde, wie die auszumalenden Bilder für 5-Jährige aud dem Kursheft, der entscheide sich für diesen Kurs.

Die abgebildeten Blätter auf der Rückseite lassen schon erkennen, dass es im weiteren Inhalt noch so einiges Berichtenswerte geben wird.

Montag, 7. November 2011

Aleteia hat den Dienst aufgenommen

Genau konnte ich es noch nicht sichten, aber die Webseite bietet jetzt Inhalte an. Es gibt dort neben Text auch Videos. Und es soll ja noch sehr wachsen.

Minireportage Kommunionunterricht - 3. + 4. Stunde

Wegen der Herbstferien gab es eine längere Pause, aber auch sonst hat sich nicht so sehr viel getan.

3. Stunde: Titel auf dem Blatt "Ein Tag mit Jesus - ein Tag mit den Menschen und Gott", darauf ein auszumalendes Bild über ein mutmasslich judäisches oder galiläisches Dorf (Kinderstil). Sie hätten Häuser aus Holz gebastelt und dazu sei eine Geschichte vorgelesen worden. Was wusste er nicht mehr. Dann habe sich eine Ersatzgruppenleiterin vorgestellt.

Ausgeteilt wurde noch ein zweites Blatt: "Meine Gedanken zum heutigen Tag", vermutlich eine Hilfestellung für persönliches Gebet.

4. Stunde: Blatt 1 zeit  unter dem Titel "Der Weg zur Mitte", das Labyrinth von Chartres durch das mit Buntstift der Weg zu zeichnen ist. Auf Blatt 2 steht: "Jesus zeigt uns: Beten heißt zu mir finden und zu Gott". Mein Neffe fand diesen Satz völlig unsinnig. Wieso soll sich denn jemand finden? Man ist doch, wer man ist.
Darunter ein auszumalendes Mandala.
Die Geschichte vom vorigen Mal sei nochmals vorgelesen worden. Diesmal lässt sich herausfinden, dass es die Heilung des Gelähmten war (abgedecktes Dach). Nachfrage, ob irgendwie darüber gesprochen wurde, dass es hier nicht nur um eine Heilung sondern darum geht, dass Jesus Sünden vergeben kann.
Völliger Bahnhof. Mein Neffe wusste nicht einmal so recht, was denn Sünde überhaupt heißen könnte.

Nächster Akt: Vorstellung der Kommunionkinder im Sonntagsgottesdienst der Gemeinde: Namentliche Vorstellung nach der Statio. Abschließende Worte des Pfarrers: Wir werden da sicher viele flotte Gottesdienste miteinander haben. Flott heißt vermutlich: Lesungen willkürlich ausgesucht, statt Predigt Fragerunde des Gemeindereferenten mit den Kindern, Hochgebet frei formuliert, Gemeinde soll Texte sprechen, die sie laut Messbuch nicht sprechen soll, zur Wandlung Gedränge um den Altar, beim Vaterunser fehlt der Zwischentext und Lieder nur aus dem roten Ringbuch für Familiengottesdienste.

Urteil meines Neffen über diesen "flotten" Gottesdienst: "Das war so langweilig." - Etwas erfreuter: "Ich hab dich gesehen!"

Wiedererkennungswert einer Gemeindemesse für diese Kinder: Null.
Gezielt herbeigeführt.

Samstag, 29. Oktober 2011

mal wieder Begriffsklärung: Erotik und Pornographie

Am einfachsten ist es als Ausgangspunkte, einmal wieder Wikipedia zu nehmen, dort steht als Definition:
"Die Erotik (altgr. eros ,Liebe’) bezeichnet ursprünglich die sinnlich-geistige Zuneigung, die ein Mensch einem anderen entgegenbringt. Sie wird von Sexualität und Liebe insofern unterschieden, als Sex die trieb- und körpergesteuerte, Liebe die emotional-seelische und die Erotik die psychologisch-geistige Anziehung zu einer anderen Person bezeichnet.
Diese Unterscheidung wird in der Umgangssprache jedoch nicht vollzogen. Hier ist Erotik zumeist gleichbedeutend mit Sexualität, wobei die Erotik noch von der Pornografie abgegrenzt wird. Im Sinne dieser Unterscheidung zielt letztere nicht auf die phantasievolle sexuelle Erregung, sondern auf die pure Befriedigung des Sexualtriebs."

Wichtig ist, dass hier zwei verschiedene Definitionen von Erotik benannt werden. Die erste birgt bei undifferenziertem Konsum durchaus einiges an moralischen Gefährdungen und Problematiken in sich, es wäre allerdings - wenn auch mit viel schalem Geschmack und Protest - hinnehmbar, hätte der Weltbild-Verlag nur solche Bücher aus diesem Bereich im Angebot gehabt.
Leider beziehen sich die Vorwürfe in Bezug auf das Buchangebot des Verlages und Bücher, die von Verlagen produziert werden, an denen dieser beträchtliche Geschäftsanteile hat vielmehr auf die zweite, bei Wikipedia "umgangssprachlich" genannte Definition, d.h. dass als "Erotik" alles klassifiziert wird, das die Beschreibung und Darstellung sexueller Akte mit ein wenig Dekoration verbrämt. Also hier ein Sätzlein über Gefühle, da eine Andeutung von Handlung, die sich geringfügig auf anderes bezieht und 95% oder was auch immer Sex pur reichen nach dieser Definition, um etwas als "Erotik" zu benennen, während der Begriff "Pornographie" nur noch  für absolutes, viele schon beim ersten Anblick vollkommen verschreckendes und verstörendes Hard-core-Material verwendet wird.

Sollte der Weltbild-Verlag tatsächlich die verklagen, die zur Kenntnis gebracht haben, er verkaufe Pornographisches, diskreditiert er alle kirchlichen Verbände und Bistümer, die an ihm Geschäftsanteile haben in inakzeptabler Weise.
Jeder Bischof, der sich nicht klar und öffentlich von einer Unterstützung des Verkaufs solcher Produkte distanziert, nachdem sich jetzt wirklich niemand mehr hinter Unwissen verschanzen kann, macht sich als Vertreter christlicher Überzeugungen unglaubwürdig.
Schweigen heißt hier nämlich Hinnehmen, Dulden, evtl. sogar Fördern von Dingen, die Menschen in Suchtverhalten hineinreißen, sie darin bestärken und zur Zerstörung der Grundstrukturen unserer Gesellschaft beitragen. (Man kann das auch Sünde nennen, falls jemand noch weiß, was das wirklich heißt.)

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Billiger Trost oder echte Hilfe

Allerseelen naht - und wieder wird kaum jemand für die Verstorbenen beten.

Wie es in einem Leserbrief der DT in etwa hieß: "Ich habe schon so viele Menschen damit getröstet, dass ihre Verstorbenen sofort in den Himmel gekommen sind."

Ich frage mich, tröstet die Person auch Leute, die die Herdplatte angelassen haben damit, dass solche nie Brände verursachen und Schwerkranke damit, dass sie ganz sicher keinen Arzt brauchen werden?

So ein Trost hält nämlich nicht sehr lange an und war, wenn man es ehrlich betrachtet, eine glatte Lüge, die den anderen in einer falschen Sicherheit wiegt und die Vermeidung größeren Schadens verhindert.

Warum machen sich Menschen denn Sorgen um ihre Verstorbenen? Weil sie wissen, dass es da Probleme geben könnte. Und statt ihnen mit den durchaus verfügbaren Mitteln zu Hilfe gekommen, wird behauptet, es gebe keine Probleme.

Womit noch einmal auf meinen Artikel vom Vorjahr zum Allerseelenablass verwiesen sei.

Wenn die Kirche ein Verein wäre, wäre das nun wirklich ein Grund auszutreten

Was sich die deutschen Bischöfe und/oder ihre Vertreter hinsichtlich des Pornoskandals beim Weltbild-Verlag geleistet haben und leisten (hier der Beitrag des Predigtgärtners, plus noch ein kleines pikantes Nebenschlachtfeld) wäre ein guter Anlass zu demonstrieren, dass man selbst nichts von solcher Heuchelei und Vergötterung des finanziellen Gewinns auf Kosten aller moralischen Überzeugungen hält.
Statt klarer Maßnahmen dann auch noch nur Kosmetik auf den entsprechenden Webseiten, wo nur ein sofortiger Schlussstrich wirklich konsequent sein könnte.
Mal ehrlich, was sind schon die 180+ Millionen, die dann verloren wären gegen die Kompromittierung, die durch ein Fortbestehen der Fakten bestehen bleibt. Lieber arm als so etwas.
Man denke an das rühmliche Beispiel, das vor vielen Jahrhunderten gesetzt wurde, als die römische Kirche Markion seine äußerst bedeutende Spende zurückgab, da sie angesichts seiner Häresien, kein Geld von ihm annehmen konnte. Einfach war es sicher nicht, das Geld wäre für vieles bitter nötig gewesen.

Aber die Kirche ist kein Verein. Es geht nicht darum, dass einige ihrer Mitglieder sich in moralischen Sümpfen versenken, egal an welcher Stelle der Hierarchie sie stehen mögen. Es ist schlimm, wenn sie das tun. Aber selbst wenn EinzelneVerrat begehen an allem, was Christsein heißt, diskreditiert es nicht den Glauben (gegen den sie handeln), und auch nicht die Kirche, zu der sie - bei derartigem Verhalten - solange es nicht bereut und wiedergutgemacht wird, nur noch äußerlich gehören.

Natürlich haben bisher zumindest die meisten Bischöfe auch nicht viel mehr gewusst, als jeder, der jemals einen Weltbild-Katalog durchgeblättert hat. Und nicht jeder Bischof hatte die Möglichkeit, sich direkt um Angelegenheiten des Verlages zu kümmern. Aber jetzt ist soviel allen bekannt geworden, dass einschneidende Maßnahmen erforderlich sind: eine radikale Umgestaltung des Verlages oder eine Ende aller finanziellen Beteiligung daran. Es gibt keine andere ethisch korrekte Lösung.

Ich jedenfalls werde nur noch bei der amerikanischen Konkurrenz bestellen. Da ist zwar das Gesamtangebot auch nicht besser, aber zumindest behaupten die nicht, katholisch zu sein und ziehen damit Dinge in den Schmutz, die heilig gehalten werden sollten.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Der Mensch, den es nie gab

Zumindest scheint sich der Verdacht, immer mehr zu erhärten, dass dem so ist.
Vor einiger Zeit hatte ich in einem Post schon einmal gefragt, wer oder was denn der "moderne Mensch" sei, da ich in diesem Terminus eindeutig nicht inbegriffen war, andererseits dieser Begriff nahezulegen scheint, es handele sich um hier und heute lebende Menschen.

Dem ist vermutlich nicht so. Denn wir leben ja auch gar nicht mehr in der Zeitära, die die "Moderne" genannt wurde. Soweit ich weiß sogar nicht eimal mehr in der "Postmoderne", denn dieser Begriff wurde schon vor 10 Jahren für vergangene Zeiten verwendet. Ich bin kein Soziologe - oder wer auch immer diese Zeiteinteilungen vornimmt - und die meisten von uns sind es wohl auch nicht.

Wir sind aber gerade in den Verlautbarungen unserer Theologen der Fachrichtung "katholisch" (katholische Theologen möchte ich einige davon eher nicht nennen) recht gerne noch der "moderne Mensch" genannt, an den sich der Glaube (ein diskussionswürdiges Verständnis von Glaube tritt hier auch hervor) der Kirche in seiner gelebten Umsetzung anzupassen habe. Insbesondere seien auch noch die Texte des Vaticanums in Bezug auf den "modernen Menschen" umzusetzen.

Schon vor einigen Tagen fragte ich mich anhand der Äußerungen eines Liturgiereferenten, ob es den von einigen postulierten "modernen Menschen" je gegeben habe. Nepomuk griff das in einem Artikel auf und schrieb, manches sei wohl "nur mit der Gruppendynamik der Konzilsväter und dem vermeintlich positiv-fortschrittlichen Menschenbild der 50er und frühen 60er Jahre erklären".

Nun hatte ich am Wochenende Gelegenheit mit jemanden zu sprechen, der sich mit Kunstgeschichte befasst. Und auch in diesen Kreisen scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass vieles, was an aus ihrer Sicht "Vandalismus" in Bezug auf Kircheneinrichtung und Liturgiegestaltung geschehen ist, in den heute kaum noch verständlichen Ansichten der 60er Jahre gründet, als man glaubte, der Mensch habe weitgehende Perfektion erreicht. Wobei man annahm, diese Perfektion drücke sich in einer Unabhängigkeit von bisherigen materiellen und emotionalen Bedürfnissen aus und benötige als angepasste Umgebung eine von allem "Ballast" befreite Umgebung mit besonders schlichten, einfachen Linien und Formen, die den Geist nicht mehr ablenken könnten.  (Im Grunde lässt hier die altvertraute Gnosis grüßen, die die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse stets verabscheute.) Alles hatte kahl und zweckmäßig zu werden, um den reinen Formen der Idee zu entsprechen. Elegante Schnellstraßen durch bewohnte Städte galten als vorbildlich. Die unordentliche Natur war in Korsetts aus Beton zu zwängen.  (Die Gegenreaktion darauf war die ökologische Bewegung.)

Und immer noch fordern manche Liturgiker, die "Mitte müsse leer bleiben", weil dann Platz für Gott sei. Und die Menschen werden um die nun leere Mitte versammelt und sehen - Nichts und fragen sich, warum sie für Nichts kommen sollen, was sie mit noch mehr Leere sollen. Sie sind keine modernen Menschen, sie werden es höchstwahrscheinlich nie sein, aber sie werden ständig dazu ermahnt es zu werden und fühlen sich als die, die sie sind gering geschätzt. Auch eine der unterschwelligen Botschaften.

Es ist höchste Zeit, dem Mythos, vom "modernen Menschen" ein dauerhaftes Ende zu setzen.

Positionsbestimmung

"Nun geschieht es nicht selten, dass die Christen sich mehr um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen ihres Einsatzes kümmern und dabei den Glauben immer noch als eine selbstverständliche Voraussetzung des allgemeinen Lebens betrachten. In Wirklichkeit besteht aber diese Voraussetzung nicht nur nicht mehr in dieser Form, sondern wird häufig sogar geleugnet."

Papst Benedikt XVI in Porta fidei vom 11. Oktober 2011

und da behaupten einige, der Papst sei weltfremd und kenne die Realität nicht, dabei kennt er sie besser als viele der deutschen Theologen, die noch immer in Bezug auf den nicht existenten "modernen Menschen" theoretisieren.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Aufbruch


„Die Kirche ist gegen die Wand gefahren.“ ereiferten sich die deutschen Berufskatholiken. „Wir wollen Reformen.“  - Sie hatten Gelder, sie hatten Erfahrung, sie hatten Mitarbeiter, sie hatten Ressourcen. Und sie gründeten Diskussionskreise.

Der Papst gründete den Rat für die Neuevangelisation. Ein bis zwei Handvoll Menschen, die ein paar Räumlichkeiten und ganz zu Anfang nicht einmal einen Internetanschluss hatten und fast bei Null anfangen mussten. Die Adresse des Rates war zunächst nicht einmal im Internet zu finden. Aber das machte nichts. Man konnte einen  Brief ja einfach an diesen Rat und seinen Vorsitzenden in der Vatikanstadt schicken, die vatikanische Post sortierte das dann schon aus.

Die deutschen Berufskatholiken gaben Interviews darüber wie schlecht alles in der Kirche war. Sie forderten Änderungen, die sie natürlich selbst nicht durchsetzen konnten. Sie waren umlagert von Journalisten und bekamen mit ihren Beschwerden und Klagen weiten Raum in den Medien.

Beim Rat für die Neuevangelisation gingen Briefe ein. Gruppen und Einzelne aus aller Welt stellten sich vor und fragten nach, wie sie bei der Neuevangelisation mitarbeiten könnten. Sie hatten bereits verschiedene Initiativen und Projekte in Gang gebracht, waren aber bisher oft sehr auf sich allein gestellt und vereinzelt gewesen und hatten wenig oder keine Resonanz darauf von kirchlichen Stellen vor Ort bekommen, wo man mit anderem beschäftigt war. Manche Gruppierungen luden den Präsidenten des Rates zu sich ein, um ihre Arbeit im Einsatz vorstellen zu können und zu hören, wie man die Neuevangelisation noch besser unterstützen könne. Und der neue Rat antwortete, schrieb, sammelte Kontakte, verschaffte sich einen Überblick.

Die deutschen Berufskatholiken begannen einen Dialogprozess. Daran teilnehmen durften nur streng ausgewählte Präsentanten altbekannter Verbände und Gremien, weil nur diese als wirklich repräsentativ und gewichtig genug gelten konnte. Man bildete Stuhlkreise und hatte einen völlig offenen ungehemmten (= „angstfreien“) Meinungsaustausch, um Änderungswünsche für die Kirche zu sammeln. Erleichtert stellte der ein oder andere fest, dass Rom dabei gar nicht erwähnt wurde und es keinen vorgegebenen einzuhaltenden Rahmen gab. Man erstellte eine Liste von Wünschen.

Der Papst besuchte Deutschland. Wie immer hatte er über all das, was er an zahlreichen Berichten und Rückmeldungen erhalten hatte, sorgfältig bedacht und intensiv darüber gebetet. In mehreren Reden legte er an verschiedenen Orten und vor verschiedenen Personengruppen – aber immer für alle veröffentlicht und miterlebbar – die Grundlagen dar, auf denen die menschliche Gemeinschaft schlechthin beruht, die das Wesen und der Kirche und der Existenz jedes einzelnen Christen ausmachen. Er wies darauf hin, dass alles Tun und Handeln von Jesus Christus ausgehen und in ihm verwurzelt sein sollte und dass kein Mittel dabei zum Belast werden dürfe, der auf dem Weg der Nachfolge Christi nur zurückhält.

In Deutschland diskutierte man eifrig über das, was der Papst nicht gesagt hatte und stellte entschieden klar, dass das, was er gesagt hatte, auf keinen Fall als Kritik daran zu verstehen war, wie man in Deutschland vorging, dass der Papst zwar für das Nichtgesagte zu kritisieren sei, aber an der deutschen Kirche nichts Kritikwürdiges gefunden worden sei, auch wenn manche Äußerungen des Papstes ungeschickterweise ein wenig so geklungen hatten als ob. Man bedauerte, dass der Papst nicht am hierzulande geführten Dialog aktiver teilgenommen hatte.

Der Rat für die Neuevangelisation veranstaltete ein Treffen in Rom, zu dem sich jeder anmelden konnte. Direkte Einladungen erhielten die, die bis dahin schon ein Interesse an der Neuevangelisation bekundet und ihre Initiativen vorgestellt hatten, aber es stand jedem frei, sich ebenfalls zu melden. Sieben Vertreter größerer Organisationen wurden gebeten kurz zu verschiedenen Schwerpunkten und Einsatzgebieten der Neuevangelisation zu referieren. Jede Wortmeldung, die im zeitlichen Rahmen möglich war, wurde von allen gehört. Niemand wurde bevorzugt, niemand als unwichtig angesehen.
Als der Papst eine kurze Ansprache an die Versammelten hielt, in der er erinnerte, dass das Wort Gottes alles bewirken kann, weit über unser Handeln hinaus, wenn wir bereit sind, ihm in uns Raum zu geben und dass wir nur in tiefer Einheit mit Jesus selbst Frucht bringen können, der alles in und durch uns bewirken kann, wenn wir uns ihm zur Verfügung stellen, wurde anstelle der Papsthymne das Lied „Jesus Christus, du bist mein Leben“ angespielt.

Der BDKJ beschwerte sich, nicht eingeladen worden zu sein, obwohl er das Knowhow und die Erfahrung habe, die es im Umgang gerade mit Jugendlichen brauche.

*****
und wie es hoffentlich nicht ausgehen wird:
Auch Jahre und Jahrzehnte später hielten die Beschwerden noch an, dass das Schiff Kirche einfach die Segel gesetzt hatte und davongefahren war, während seine wichtigsten Insassen doch noch darüber diskutiert hatten, dass es nicht seetüchtig war und wie man sein Ziel besser mit Flugzeugen erreichen könne, für die es allerdings nirgendswo geeigntete Landebahnen gegeben hätte, die natürlich vorher zu errichten gewesen wären. Statt auf die Peilungen der deutschen Spezialisten zu vertrauen, hatte man sich einfach hinreißen lassen, dem „Leitstern“ zu folgen, der da plötzlich hinter den Wolken vorgeleuchtet war.

Ob solcher Kränkungen weigerte man sich natürlich auch ostentativ, in das Boot einzusteigen, das noch einmal zurück an den Strand geschickt worden war. Nur eine neue Verankerung des Hauptschiffes in der versandenden Bucht bis zur Klärung aller Unklarheiten, die natürlich nur mit der Aufgabe des veralteten Schiffes hätten enden können, hätte die Einheit wiederherstellen können.


Dienstag, 18. Oktober 2011

Wenn hehre Ideen an der Wirklichkeit scheitern

In den vergangenen Wochen durfte ich zuhören, wie ein Liturgiereferent eines Bistums den Unterschied zwischen der Liturgie vor und nach dem Vaticanum II erläuterte. Das Konzil habe "die Liturgie auf den Kopf gestellt", und zwar dahingehend, dass es sich zuvor um eine "Klerikerliturgie" gehandelt habe, nun aber sei es eine "Volksliturgie". Die alte Liturgie sei für das Volk gehalten worden, die neue werde mit dem Volk gehalten. Die Abgrenzung des Altarraums, habe dazu geführt, dass das Volk nur Zuschauer gewesen sei. Durch das Konzil sei Gott in die Mitte gestellt worden, darum sei ein Rundbau nun die eigentliche Kirchenform. In der alten Liturgie sei Jesus Christus der Liturge gewesen, in der neuen sei einfach dadurch gegenwärtig, dass 2 oder 3 in seinem Namen versammelt seien. Daher sollte eigentlich jeder der Anwesenden ein liturgisches Gewand zum Gottesdienst anlegen. Zeichen der Gegenwart Gottes seien erstens die versammelt Gemeinde, zweitens das Wort Gottes repräsentiert durch das Ambo, drittens die Sakramente, viertens die Feier der Messe und fünftens der Priester. Die durch das Konzil verlangten Änderungen seien erst zu etwa 40 % umgesetzt. Insbesondere fehle das diakonische Element im Gottesdienst noch zu stark. Denn die bisherige Liturgie orientiere sich zu sehr an den ersten drei Evangelien, während das Johannesevangelium die Fußwaschung explizit schildere, während die Einsetzungsworte nicht einmal erwähnt würden, diese würden also gerade in diesem zentralen Evangelium als vernachlässigbar gegenüber der Fußwaschung betrachtet.

Es ist doch immer sehr erhellend, solchen Ausführungen zuzuhören. Ohne sie versteht man gar nicht, was eigentlich geschehen ist.

Man sieht , dass durchaus einige hehre Ideen dahinterstehen. All das wurde sogar so mitreißend vorgetragen, dass viele der Anwesenden hellauf begeistert waren - ich habe es hier nur auf die Kernaussagen reduziert, da sieht es ein bisschen anders aus.
Aber vielleicht kennen das einige. Hehre Ideen und Theorien sind eines, die raue Wirklichkeit das andere. Wer jemals bei Firm- oder Kommunionkatechesen mitgearbeitet hat, kennt das vielleicht. Zwei Stunden lang wurde das Programm für eine Stunde mit den Kindern/Jugendlichen besprochen und durchgearbeitet, mit allen sinnvollen pädagogischen Aspekten ausgeplant - die Stunde kommt - und das ganze tolle Programm ist durch die Kinder in 5 Minuten abgehakt. Der Rest der Stunde wird dann mit Spielen, Malen oder belanglosem Plaudern irgendwie durchgestanden, weil so schnell aufzuhören mit dem anspruchsvollen Programm natürlich peinlich für den Gruppenleiter wäre. Woran ist es gescheitert? Gewöhnlich am mangelnden Vorwissen der Kinder. Ihnen wurden Dinge präsentiert, die auf sie zugeschnitten sein sollten, aber die ihnen völlig Fremdes präsentierten. Darum hatten sie nichts dazu zu sagen, noch weniger hatten sie Fragen dazu. Es berührte sie nicht.

Genauso ist es mit den liturgischen Ideen die zur Umkrempelung der bis dahin gültigen liturgischen Ordnung führten. Die wesentlichste Grundvoraussetzung war offenbar: Jeder der am Gottesdienst teilnimmt ist ein getaufter Christ, der sich klar seiner Identität in Christus bewusst ist und in der vollen ihm geschenkten Würde seiner Salbung mit den Brüdern und Schwestern den Gottesdienst zelebriert. Aufgrund der gelebten Christusähnlichkeit eines jeden Teilnehmenden sind dann die Teile, in denen einem Mitglied dieser Versammung, dem Priester, die repräsentative Durchführung einzelner Teile übertragen wird, nicht mehr besonders relevant, da die Christusnachfolge in jeder Handlung der Anwesenden ohnehin gewährleistet ist.

Utopia lässt grüßen.
Aber genau diese Utopie war die Voraussetzung für die liturgischen Steinbrucharbeiten, die durchgeführt wurden. Änderungen, die in Wirklichkeit fast hundertprozentig an der Lebenswirklichkeit der Gläubigen vorbeigingen.
Denn - jetzt kommt der Gipfel der Weltfremdheit - irgendwie gingen und gehen die Anhänger dieser Theorie gegen alle Tatsachen davon aus, dass diese vollkommene  Christusähnlichkeit durch Taufe und Firmung bei den Gläubigen einfach (hokuspokus) vorhanden ist, denn zeitgleich zur Einführung dieser Liturgie der Vollkommenen glaubte man auf fast alle grundlegenden Elemente der Katechese, der Formung und Schulung des Glaubens und der Darstellung der grundlegenden Elemente der christlichen Lehre verzichten zu können.

Und all das in einer Zeit, als bereits bekannt war, dass eine Entfremdung vieler Gläubiger von ihrem Glauben schon deutlich fortgeschritten war.

Unser derzeitiger Zustand in den Gemeinden ist, dass viele der Anwesenden bestenfalls als Katechumenen durchgehen könnten. In vielen Fällen kommen sie in den Gottesdienst aus einer Sehnsucht nach Gott und Gemeinschaft. Andere kommen noch aus einem in Teue zu dem, was sie vor vielen Jahren einmal in ihrer damals noch vorhandenen Katechese gelernt haben. Aber weder können diese formulieren, warum sie bei vielen der Neuerungen ein ungutes und leeres Gefühl haben, noch finden die Suchenden das, was ihre Sehnsucht stillt. Denn vieles in der erneuerten Liturgie richtet sich an Christen, die ihren Glauben zutiefst verinnerlicht haben, ohne aber deren Bedürfnis nach der Anbetung ihres Herrn viel Raum zu verschaffen, weil viele der Formen dazu gedacht sind, nur ihre eigene Würde und Bedeutung als Christusträger zu betonen.
In einer Annäherung an die Realität wurden dann - eigentlich völlig inkongruent zu den ursprünglichen Ansprüchen der Liturgiereform - viele Elemente eingeführt, die berücksichtigen, dass die Gottesdienstbesucher eigentlich mit dem, an dem sie teilnehmen, völlig überfordert sind. (Das Volk kann keine drei Lesungen hören. Das Volk versteht ohnehin nicht viel, man darf es nicht mit Worten wie "Opfer" schockieren, da ist es besser vom "heiligen Brot" zu sprechen, von dem sie mitessen dürfen.) Und weil es ja unmöglich ist (außer die Teilnehmerzahlen fallen noch weiter), dass jeder ein Pöstchen ausüben darf, um wirklich aktiv teilzunehmen, dürfen die "engagierten" als Repräsentanten wichtige Aufgaben übernehmen. Wobei eigentlich nur sie die Ideale der Reform voll verwirklichen usw. ...

Man müsste den ganzen Irrsinn einmal gründlich analysieren, der sich hier aufgebaut hat.

Wie jener Liturgiereferent etwas später selbst sagte, hat die katholische Kirche durch die Reform, wie sie bisher ist, fast alle "einfachen Leute" verloren, die Bauern und Arbeiter, die durch die ältere Form angesprochen worden seien. Der durchschnittliche Gottesdienstbesucher sei eher mittelständisch bis intellektuell. Die meisten der Gruppen, die durch die Sinus- Milieu-Studie identifiziert worden seien, seien durch diese Gottesdienstform in keiner Weise erreichbar.
Die Lösung dafür sei, stärker zielgruppenorientierte Gottesdienste anzubieten. Halt, nicht einfach Gottesdienste, zielgruppenorientierte Eucharistiefeiern, die sich den Bedürfnissen der Milieus anpassten.

Zwar führt diese Sicht dazu, dass auch diejenigen, die als tradititionalistisch betrachtet werden, als eigenes Milieu akzeptiert werden und daher neuerdings mehr Toleranz erwarten dürfen.
Was dieser Denkansatz - und all das vorige - völlig aus den Augen verloren zu haben scheint, ist der Aspekt der himmlischen Liturgie, die den Standard für die irdische Liturgie setzt und die - da ewig - unveränderlich ist.

Hier wäre noch viel zu sagen, aber fürs erste sei mit dieser Darstellung des Standes der Liturgie in unserem Bistum genug getan.

Aleteia

Morgen öffnet das Internet-Portal Aleteia, das auch auf dem Treffen des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisation mit den Trägern der Neuevangelisation am Samstag vorgestellt wurde. Für das erste kann dort nur ein kurzes Präsentations-Video ansehen: www.aleteia.org

Montag, 17. Oktober 2011

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - IV Was sieht die Welt?

Die Weltpresse hat von diesem Wochenende gesehen, dass der Papst für den Einzug in den Petersdom nicht selbst gelaufen ist, sondern auf einer kleinen Plattform geschoben wurde. Ich kann es nur eine vernünftige Entscheidung nennen für so eine lange Strecke wie die durch dies Kathedrale. Jedenfalls ist es viel günstiger für alle, die gerne einmal den Heiligen Vater wenigstens aus der Nähe sehen möchten, und er hat mehr Möglichkeiten alle, an denen er vorbeikommt zu segnen.

Was die Presse nicht wahrgenommen hat, ist dass das Schiff der Kirche Segel gesetzt hat und der Wind des Geistes beginnt, sie zu füllen. Dazu braucht es keine Verlautbarungen oder gar große Ankündigungen, sondern nur die Ausrichtung auf den Herrn der Kirche. Wie damals, als Petrus, der schon ein Stück über den See gewandelt war und plötzlich den Mut verlor, als er auf Wind und Wellen sah, nur die Hand seines Meisters brauchte, um wieder in Sicherheit zu sein.
Und es macht gar nichts mehr, dass Wind und Wellen ringsum für alle sichtbar weiter toben. Entscheidend ist nur, auf wen wir blicken, wohin auch immer wir gehen, wem wir folgen.

Das ist die Botschaft des vergangenen Sonntags, die es neu zu verkündigen gilt.

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - IV Die Papstmesse

Teilnehmer des Treffens der Neuevangelisatoren hatten bevorzugten Zutritt zu der Messe mit dem Heiligen Vater am Sonntagmorgen. Da ich eine der Karten vom Samstagmorgen hatte, war befand ich mich in der dritten Reihe; vor diesen 3 Reihen saßen nur noch alle, die Priester, Bischöfe, Kardinäle und die, die die Kommunion vom Heiligen Vater selbst empfangen durften.

Die Messe war in Latein und zwar die Missa de Angelis, die ich mittlerweile einigermaßen kenne. (Gerade am vorigen Sonntag hatte ich üben können, als sich beim Versuch die Frühmesse der Pfarrgemeinde zu besuchen, herausstellt, dass die Urlaubsvertretung des Pfarrers nicht erschienen war und der Diakon nun einen Wortgottesdienst halten würde, woraufhin ich stante pede zur alten Messe fuhr, die in 20 min per Auto zu erreichen war.)

Beeindruckend war wie sehr die Lesungen zum Anliegen der Neuevangelisation passten; es waren die vom Sonntag des Kirchenjahres.

Auch einen Eindruck, allerdings eher den der Misere, die weite Teile der katholischen Kirche heimgesucht hat, hinterließ das Verhalten einiger weniger der "Träger der Neuevangelisation". Während viele einfach in tiefer Dankbarkeit und im Gebet auf den Beginn der Messe warteten, andere aufgeregt versuchten, möglichst viel zu filmen und zu fotografieren, standen ausgerechnet in der ersten und zweiten Reihe mehrere Herren und eine Dame frankophoner Herkunft, die laut palaverten und gestikulierten und sehr von ihrer Wichtigkeit überzeugt sehr überzeugt schienen und dabei ein denkbar schlechtes Beispiel für das Benehmen in einer Kirche setzten. Nach einer halben Stunde habe ich da interveniert, was es etwas dämpfte. Später beim Gottesdienst mussten die überall verteilten Sicherheitsleute auch mäßigend eingreifen.

Nein, die Neuevangelisation wird nicht einfach werden. Die Verweltlichung und Profanisierung hat vor niemandem Halt gemacht und es wird nicht leicht sein zeitgemäße und doch alles Wesentlich wahrende Asuprägungen der Liturgie und der Evangelisation zu finden, den Grat zu wandern zwischen Sinn für das Heilige und tiefer Mitmenschlichkeit, dass das Zwanglose nicht formlos wird und Ehrfurcht nicht zu Steifheit. Es wird nicht leicht sein, um das Feingefühl zu ringen, das die Begegnung sowohl mit dem Menschen als Einzelnen als auch mit Gott braucht und ohne das es keine Evangelisation geben kann.

Zu lange waren wir alle verwildert und wie hirtenlos und andere sind es noch mehr.

Viele kannten die Missa de angelis nicht, konnten nicht mitsingen. Aber viele wurden von den Gesängen berührt und summten sie noch nach, als sie den Dom verließen. Die Schönheit berührt und verändert, nimmt langsam die Entfremdung wieder weg.

Und da sind gute Hirten, allen voran der Heilige Vater selbst, die geduldig, freundlich, liebenswürdig und bestimmt den Weg vorangehen und vorleben, wie wir sein könnten, wenn wir mitgehen. Ihr Beispiel reißt mit. Und jeder von uns, der ihnen folgend, in der Christusähnlichkeit wächst, wird auch andere mitreißen, anziehend in der Schönheit dieser mit Entschiedenheit gepaarten Sanftmut.

Die Neuevangelisation ist ein Weg, keine Struktur. Eine Verwirklichung von Nachfolge, nicht Diskussionsrunden.

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - III "Neue Hymne"

Beim Treffen mit den 8500 Teilnehmern am Nachmittag des 15. Oktober wurde als der Papst eintrat und den Raum verließ eine Hymne gespielt. Nicht etwas die Vatikanhymne, sondern ein Lied, das mittlerweile gut 10 Jahre alt ist: "Jesus Christ, you are my life."

Zuerst war ich etwas verwundert über die Auswahl dieses Weltjugendtagliedes. Allerdings klang es sehr mitreißend als Hymnus, begeisternd, erhebend. Und dazu der einfache Text, der dennoch Programm für alles ist, was Papst Benedikt XVI tut und sagt: "Jesus Christ, you are my life."
Genau das, was geschehen sollte, damit wir wirklich neu zu Evangelisierenden werden. Nur wenn Jesus Christus unser Leben ist, können wir dieses Leben weitergeben. Wenn wir in etwas anderem unser Leben suchen, wird es nur vergänglich sein.

Vor gut einem Jahr gab es ein sehr schönes Video mit dieser Hymne im Hintergrund auf einem der Mitblogs. Leider finde ich es nicht mehr, daher statt dessen zumindest die Musik  hier; es war allerdings mit etwas anderer instrumentaler Besetzung eindeutig hymnenartig gespielt:

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - III Das Motto

Das Treffen der "Neuevangelisatoren" hatte auch ein Motto. Es war Apostelgeschichte 12,24: "Das Wort Gottes wächst und breitet sich aus."

Es ging darum die Vielfalt dieser Dynamik des Wortes Gottes in den vielen verschiedenen Bewegungen sichtbar zu machen. Ob es nun die Großmütterwallfahrt oder Jugend 2000, ob ein Dienst, der sich um Strafgefangene und Drogensüchtige bemüht, eine Organisation, die ihren Schwerpunkt im Zeugnisgeben an öffentlichen Orten sieht oder junge Ordensgemeinschaften, ob Wissenschaftler, ob Schüler. Die Art, wie sich das Wort Gottes verbreitet muss so vielfältig sein, wie die Menschen, an die es sich richtet. Geeint werden alle durch ihr Ergriffensein von der Schönheit der Begegnung mit dem Glauben.

Die Wertschätzung für jeden der Mitbrüder und Mitschwestern im Glauben, ohne Ansehen von Amt, Rang, Größe der Organisation, Geschlecht oder Stand zeigte sich in vielem. Das Mittagsbuffet war für alle gleich, genauso wie die Beschränkung der Redezeit.

Ganz besonders darum, unnötige Schwellen abzubauen und für alle ansprechbar zu sein, bemühte sich der Vorsitzende des Rates für Neuevangelisation, Erzbischof Rino Fisichella. Zwei Dinge, die mir auffielen waren: zuerst die Frage, welche der Anwesenden Priester am nächsten Morgen bei der Papstmesse konzelebrieren könnten. Jemand hatte die Zahl auf 150 beschränkt (Grund: Platzmangel). Es wurde angesagt, wer sich zuerst auf der entsprechenden Liste eintrage, gehöre zu den Glücklichen. Erzbischof Fisichella griff ein und verhinderte damit möglicherweise eine unschöne Situation, jeder, der sich eintrage, könne konzelebrieren, es werde sich schon eine Möglichkeit finden.
Weder an diesem Tag noch vor einigen Monaten in Mailand habe ich gesehen, dass Erzbischof Fisichella nicht zumindest ein freundliches Wort für jeden gehabt hätte, der ihn anzusprechen versuchte. Jeder konnte sich wichtig genommen fühlen. Auch ein Motto, das gelebt wird.