Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 22. Januar 2011

Alles nur Meenzer Fassenachd


Schande über mich! Ich hätte es doch erahnen können. Alle die lachhaften Artikel der Mainzer AZ mit ihren bodenlosen Übertreibungen, falschen Informationen und lächerlichen Unterstellungen. Es war gar keine vermeintlich seriöse Berichterstattung! Die AZ hat sich in dieser Saison der Meenzer Fassenachd verschrieben! Und die beginnt am 11.11. um 11 Uhr 11. Zugegeben, die meisten Vereine verschwinden dann für die Adventszeit noch einmal etwas in der Versenkung, um dann nach Weihnachten so richtig loszulegen mit der Kampagne und den Sitzungen der fünften Jahreszeit. Aber die Redaktion der Mainzer AZ war sich bewusst, dass sie weniger Übung in karnevalistischen Vorträgen besitzt und beschloss daher auch den Advent für deren öffentliche Darbietung einzusetzen.

Ganz konsequent wurde also zunächst die weit verbreitete journalistische Inkompetenz mit dem Artikel parodiert, in dem das Kondom zum Licht der Welt und der Hoffnung der katholischen Christenheit erklärt wurde.  Eigentlich hätte jeder erkennen müssen, dass so etwas nicht ernst gemeint sein kann. Aber ich  hatte – und viele andere auch – über den Advent die Fassenachd so gut wie vergessen. Eine etwas ungewöhnliche Prioritätensetzung für jeden aus rheinischen Regionen, vermute ich.

Und heute endlich kam die Erleuchtung, was die ganzen an den Tatsachen vorbei gehenden Artikel über den Herrn Kardinal sollen. Irgendwie ging es ja nicht zusammen. Ein Akademiker, der sich am liebsten mit solchen umgibt, als „Volksbischof“? Ein von seinen zahlreichen auswärtigen Verpflichtungen so in Anspruch genommener Bischof, dass er zwanzig Jahre lang sein Bistum kaum gesehen hat, als rührend väterlicher Hirte der einzelnen Schäfchen? Jemand, der manche Briefe jahrelang oder gar nicht beantwortet als guter Kumpel, der handschriftliche Einladungen zu feierlichen Anlässen verschickt? Die häufigen Krankenhausaufenthalte in den letzten zwei Jahren und die vielen Terminabsagen als belanglos heruntergespielt. – Eine solche Überzeichnung ins gegenteilige Extrem konnte eigentlich nicht ernst gemeint sein. 

Die Hinweise waren eigentlich auch klar. Denn welche „bischöflichen“ Eigenschaften wurden hervorgehoben?  Niemand sonst könne „so einen Dialog in die Gesellschaft hinein“ führen und „Fragestellungen der Gesellschaft differenziert auf(…)greifen“. – Hmmm, hört sich eher nach einem Politiker an, aber das Kirche nicht identisch mit Politik ist, haben ja fast alle noch nicht begriffen und  … - Tja, auch diesen klaren Hinweis auf Satire, das völlig falsche Verständnis von Kirche und was deren Hirten auszeichnet hatte ich nicht bemerkt.

Vermutlich ging es auch anderen so. Darum ist  die AZ in verzweifeltem Bemühen, verstanden zu werden (so à la: Merken Sie es immer noch nicht, wir nehmen Sie hier tüchtig auf den Arm!) noch einen Schritt weiter gegangen: den heutigen Beitrag schrieb der Mainzer Kabarettist Lars Reichow. Genau der, dessen Laudatio jüngst Herr Sarrazin halten durfte. Wofür er übrigens die perfekte Parodie einer Dankrede entgegennehmen durfte, eine Liste von Vorhaltungen.

Lars Reichow ließ mir dann endlich das Licht aufgehen, was hier eigentlich geschieht. Denn lauschen wir seinen Worten:
Nachdem er in gekonnter Parodie auf so manche verfehlte Artikel über den Papst erwähnt hat, dass dieser der Sohn „eines Gendarmeriemeisters und einer Köchin“  ist – man beachte die Kombination der beiden Berufe, die das Absurde hervorhebt, einerseits der gestrenge Herr der Gendarmen, andererseits eine über den Magen Liebe erweckende Köchin.
Nun nach dieser Bemerkung erwähnt Lars Reichow die ständigen Drohungen mit denen dieser Sohn von Köchin und Gendarmeriemeister ständig die weltweite katholische Kirche überhäuft.  (Nur zur Erinnerung an alle, die es nicht mehr so gut wissen wie dieser Kabarettist, der sich gut informiert hat, um seine Persiflage zu perfektionieren: die erste Enzyklika ging darum, dass Gott Liebe ist. Wie ebendieser Papst allen, die ihn mit Häme überhäufen, ob Küng oder Traditionalisten Audienzen und Entgegenkommen gewährt.  Wie er angesichts massiver und der die Wahrheit entstellender Angriffe  gegen seine Person nicht zurückschlägt, sondern – u.a. in „Licht der Welt“ sagt, dass er noch lerne und sich bemühe, es besser zu machen.)
Und nun wird die Person des Mainzer Kardinals präsentiert. Dem Fußballgott fühlt er sich verpflichtet.  Apostasie!!
Er hat „dank seines Mitgefühls die Bedürfnisse der Menschen über den christlichen Glauben hinaus erkannt (soweit so gut, dass der Kardinal die beklagenswerten Zustände dieser Menschen kennt, die keine Ahnung haben, wie glücklich es machen kann, an Gott zu glauben), aber jetzt kommt es: der Kardinal teilt diese Bedürfnisse, meint Lars Reichow.

Nur ein Fastnachtsvortrag kann solche kühnen Behauptungen aufstellen: Ein Kardinal, jemand der jederzeit wie in seinem Ornat dokumentiert, sein Blut für seinen Herrn Christus und seine heilige Kirche vergießen wird, von dem wird gesagt, er halte diesen Glauben für eines von vielem, das auch keine Erfüllung bieten kann. Ist doch klar, jemand der so etwas meint, könnte kein Kardinal sein, weil er für diesen Teilaspekt seines Lebens kaum ebendieses hingeben wird.

Und weltlich wird auch die Präsentation des Kardinals abgeschlossen, er sitzt mit einem bauchigen Glas schwerem Rotwein (man beachte die Anspielung auf den Skandal über Bischof Mixa) an seinem Schreibtisch und ist mit seinen 75 Jahren bedrückt, dass er nun in den Ruhestand geschickt werden könnte. Vielleicht weil es dann keinen schweren Rotwein mehr gibt bei der Arbeit? Oder weil dieser dann nicht mehr vom Ordinariat bezahlt wird? Oder gibt es dann keine Logenkarten für Mainz 05 mehr? Denn unter „den Menschen wohlfühlen“ kann er sich im Ruhestand wahrscheinlich eher als mit den zahlreichen amtlichen Verpflichtungen.  – Doch das überlässt Lars Reichow der Phantasie seines Publikums.

Herzlichen Glückwunsch, Herr Reichow, da ist Ihnen ja eine unglaubliche Parodie gelungen! Hoffentlich ist der Kardinal nicht verärgert über die Art, wie Sie ihn präsentieren. Doch er hat ja Humor und wird die intellektuelle Leistung sehr zu schätzen wissen. Und unser Heiliger Vater ist, wie sie so klar erkannt und durch Verkehrung parodiert haben, von Natur aus so gütig und demütig, so dass er ohnehin freundlich auf Ihre Worte schauen wird.
Damit: ein dreifach donnerndes Helau – Helau – Helau! Bum-dä-bum-dä-bum-dä

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