Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Montag, 14. Februar 2011

Was ist Zivilcourage?

Update: Meinen Respekt an Frau Käßmann für die Ablehnung des Preises. Das war jetzt wirklich vorbildlich, so zu handeln! 
 
 
Die Verleihung des europäischen (!) Preises für Zivilcourage (!)  an Ex-Bischöfin und Ex-EKD-Vorsitzende Käßmann wirft nun doch die Frage auf, was Zivilcourage denn nun ist. Denn, die so Geehrte  ist – nachdem sie dabei ertappt worden war, in nicht mehr nüchternen Zustand, die Verkehrsregeln zu brechen – von einem Posten mit wichtiger Repräsentationsfunktion zurückgetreten. Das lässt durchaus auf ein gewisses Gefühl für Anstand und Decorum sprechen sowie auf die Fähigkeit, noch ein Schuldbewusstsein zu haben, was alles positiv ist. Aber ist das Zivilcourage?

Wie des öfteren habe ich Wikipedia konsultiert. Dort heißt es:
Heute wird unter Zivilcourage das Auftreten gegen die öffentliche Meinung verstanden, mit dem der Einzelne, ohne Rücksicht auf sich selbst, soziale Werte oder die Werte der Allgemeinheit vertritt, von denen er selbst überzeugt ist.
Nach Gerd Meyer ist Zivilcourage „ein spezifischer Typus sozialen Handelns, das sich in spezifischen Situationen, in unterschiedlichen sozialen Kontexten, und Öffentlichkeiten vollzieht, indem eine Person (seltener eine Gruppe) freiwillig eintritt für die legitimen, primär nicht-materiellen Interessen und die personale Integrität vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst, und sich dabei an humanen und demokratischen Prinzipien orientiert.“ (Gerd Meyer et. al: Zivilcourage lernen.)
In westlich orientierten Gesellschaften zeigt derjenige Zivilcourage, der die Wertorientierungen der jeweiligen Gesellschaften, wie z. B. die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, offen und ohne Rücksicht auf eigene Nachteile vertritt. Dies erfordert Mut, da derjenige, der Zivilcourage zeigt, möglicherweise mit Repressionen durch Autoritäten, Vertreter der herrschenden Meinung oder sein soziales Umfeld zu rechnen hat. Als zivilcouragiert gelten auch Whistleblower, also Individuen, die Fehlverhalten innerhalb von Institutionen und insbesondere Firmen aufdecken.

Nach dieser Definition war, die Konsequenzen aus einem öffentlichen Fehlverhalten zu ziehen und sich ihnen zu stellen keine Zivilcourage. Entscheidendes Element scheint nämlich zu sein, für die Belange anderer einzutreten und dafür persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen.

Was Frau Käßmann getan hat war konsequent und hat allen den hässlichen Anblick erspart, den es bietet, wenn jemand um jeden Preis an einem Posten festhält, gleich wie dadurch das Amt geschädigt wird. Es war ein richtiger und ehrenhafter Schritt.
Aber es war einfach keine Zivilcourage.

Allerdings wissen wir ja schon lange, dass solche Preise höchst selten an Menschen verliehen werden, denen sie zustehen, sondern vielmehr dazu dienen, öffentlich bekannten Personen noch mehr Bekanntheit zu bescheren. Oft sind solche Preise zu reinen Sympathiekundgebungen reduziert worden. Im Stile von: Die meisten mögen Obama, weil er so nett ist. So ein netter Mensch verdient doch den Friedensnobelpreis.
Wen wundert es da noch, dass auch die nette Frau Käßmann einen Preis für Dinge bekommt, die sie so wenig getan hat, wie US-Präsident effektiv etwas für den Frieden getan hat, außer umgänglich zu sein und auf einige ansprechend zu wirken.

Das ganze unterstützt die These, dass Gremien dazu neigen, ihren ursprünglichen Zweck und Sinn zu vergessen, um irgendwann nur noch persönliche Lieblingsthemen und –personen zu promoten.

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