Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 2. April 2011

Wenn zwei das gleich tun …

… ist es noch lange nicht dasselbe.
Heute gibt es bei einigen der Mitblogger Links auf einen Fürbittgottesdienst im italienischen Oleggio. Besonderer Gruselpunkt sind ein Tanz von Frauen in wallenden Gewändern und die Gestik des Priesters während eines Liedes, die den Predigtgärtne  zu der vermutlichen Fehlannahme führte, es handle sich um eine Art mimische Umsetzung des Vaterunsers.

Update: Nach genauerem Betrachten der Videos sind das ohnehin keine Aufnahmen aus einer Hl. Messe. Sondern es handelt es sich um eine Art Andacht mit Eucharistischer Anbetung. Ausgeschrieben war das als Fürbittgottesdienst, d.h. dass während Teilen der Eucharistischen Anbetung dann wohl auch Fürbitt- und Bittgebete gebetet wurden. Auf einem anderen Video sind Einzelsegnungen mit der Monstranz zu sehen.
Nun gibt es keinen Grund, warum eine Andacht nicht so gestaltet sein sollte, dass die - völlig freiwillig Anwesenden und nicht einmal durch Sonntagspflicht Gedrängten - dabei auch einen liturgisch motivierten Tanz zu sehen bekommen.


Die Farbwahl
Allen doch irgendwie puritanisch geprägten Nord- und Mitteleuropäern stechen natürlich zunächst die pastellen Bonbonfarben der Walle-Gewänder der Tänzerinnen sehr in die Augen.  Aber hier möchte ich darauf hinweisen, dass in vielen Regionen Südeuropas, Amerikas und vermutlich auch Afrikas und Asiens diese Farben auch bevorzugt für Rosenkränze, liturgische Bilder etc. verwendet werden und dort als durchaus angepasst, richtig und sogar schön gelten. Und dieser Gottesdienst fand in Italien statt, wo anscheinend keinerlei Anstoß an den Farben genommen wurde.
Das führt weiter zur nächsten Frage, ob nämlich liturgische Tänzer jeglicher Art in einer katholischen Messe statthaft sein können. Es scheint, dass dies derzeit der Fall ist, denn das Gleiche gilt wohl für allerlei Darbietungen verschiedenster Art, denen wir regelmäßig in Gemeindegottesdiensten begegnen.

Der Tanz
Ich persönlich vertrete selbst immer stärker die puristische Linie, dass sich die heilige Messe strikt an die offizielle Liturgie halten sollte und dass vor und nach der „himmlischen Liturgie“ jede Menge Raum für alles Sondergut ist, wo es auch bleiben sollte, aber das ist eine Einsicht, die nach gut vier Jahrzehnten allgemeinem Chaos und beliebiger Willkür in der Gestaltung der heiligen Messe und bei zum Teil selbst von Ordinariatsbediensteten verbreiteten Irrlehren über das, was im Rahmen der Eucharistiefeier gut und richtig ist, für viele erst einmal sehr unverständlich ist. Schließlich wurden unsere Pfarreien während dieser Jahrzehnte damit geradezu beharkt, dass Tanz in Afrika ein unabdingbares Element des Gottesdienstes sei und dass unsere spezifische deutsche Steifheit verhindere, dass wir uns mit Leib und Seele auf den Gottesdienst einlassen.
Es ist auch festzuhalten, dass hier nicht etwa Samba oder Cha-cha-cha gemeint ist, sondern Bewegungen unter rhythmischer musikalischer Begleitung, deren Gestik Elemente enthält, die Hingabe, Anbetung oder Ähnliches zum Ausdruck bringen (sollen).

Warum solche Elemente, dann auch in europäischen Gottesdiensten auftauchen, kann sehr verschiedene Gründe haben.  Manchmal ist es wohl hauptsächlich der Reiz des Exotischen, manchmal ein Bedürfnis nach Unterhaltung, manchmal eines nach kreativer Gestaltung. Aber es gibt auch die Fälle, in denen versucht wird, nicht irgendwelche Inhalte sondern tatsächlich auch Anbetung auf diese Art und Weise auszudrücken.
Ich denke, das war auch in diesem Gottesdienst der Fall, und das sollte nicht simpel über einen Kamm geschoren werden mit anderen Motivationen.  Da mag nun die Choreographie nicht so ganz gelungen sein.  Das kommt selbst bei Profis vor.

Gespottet ist schnell. Verletzt ist schnell.  – Und warum wird so schnell gespottet? Unter anderem, weil hierzulande gerade die Kreise, die in ihrem „Reform“drang viel zerstört haben, solche Gestaltungen besonders gefördert haben. Es wäre aber falsch rückzuschließen, dass zum Beispiel jene italienische Gemeinde aufgrund einer solchen Gestaltung einer Meinung mit den „Reformern“ wäre. Oft ist eher das Gegenteil der Fall. Die Gemeinschaften (meist in irgendeiner Art charismatisch geprägt), die für solche Gottesdienste verantwortlich sind, gelten oft den selbsternannten Reformern genau so als „erzkonservative, papsttreue, fundamentalistische Gruppen“ wie andere von ihnen sehr verschiedene auch. Von diesen Gruppen werden oft Menschen erreicht, die sich völlig vom Glauben entfernt hatten. Da in diesen Gruppen gewöhnlich viel Bibelarbeit gemacht wird und auf Treue zur katholischen Lehre geachtet wird (trotz des oft sehr bunten Außenbildes) erwachsen gerade von dort sehr viele Berufungen in Orden und zum Priestertum. Für viele sind diese Gruppen nur Durchgangsstation bei der Vertiefung ihres Glaubens, viele wenden sich nach einer Zeit sogar wieder ganz davon ab. Aber sie hätten ihren Weg mit Gott nicht gefunden, ohne derartige Veranstaltungen, die ihnen den Wiedereinstieg ermöglicht haben.

Natürlich gibt es in solchen Gruppierungen auch vieles, das verbesserungsbedürftig ist. Viele, die dort aktiv sind, brauchen noch mehr Vertiefung ihres Glaubens und ihres Glaubenswissens und manche wollen nur immer an der Oberfläche bleiben. Jedoch ist vieles nicht so oberflächlich, wie es auf den ersten Blick erscheint. In Südamerika sind es solche Gemeinschaften, denen es am ehesten gelingt, das Abwandern ehemaliger Katholiken in freikirchliche Gruppierungen aufzuhalten. Ein Phänomen, das übrigens auch im Rhein-Main-Gebiet auftritt; leider bisher nur das Abwandern, nicht das Vorhandensein derartiger katholischer Gemeinschaften. – Im Vatikan hat man das schon lange erkannt, sowohl Papst Johannes Paul II als auch Benedikt XVI  vertreten hier die Linie, immer wieder zur Wahrung der Einheit mit der Hierarchie und der kirchlichen Lehre zu wahren (manchmal wird regulierend eingegriffen) aber gleichzeitig auch das Bemühen um ein Leben im Glauben und die Evangelisation zu würdigen und nicht den Weizen auszureißen, weil auch Unkraut darunter wächst.

Ich würde mir wünschen, dass es hier in den Blogs statt (ach-wie-daneben)-Gespöttel mehr konstruktive Auseinandersetzung mit den hier nur angerissenen Prozessen und auch Problematiken gäbe.

2 Kommentare:

  1. Was mich betrifft, so liegt es mir fern, jemanden kränken zu wollen, der im Gottesdienst tanzt. Es ist einfach nicht mein Geschmack.

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  2. @Predigtgärtner:

    Ich schätze Ihre Beiträge auch sehr, und mein Geschmack war das jetzt auch nicht.

    Nur stimmte auch noch das mit dem Vaterunser nicht. Ich habe mir das noch einmal angesehen: Es war überhaupt keine heilige Messe sondern eine Andacht mit Eucharistischer Anbetung!

    Es ist schon ein Unterschied, ob die Liturgie der Messe modifiziert wird oder eine Andacht, wie es durchaus rechtens ist, frei gestaltet wird.

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