Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 29. Oktober 2011

mal wieder Begriffsklärung: Erotik und Pornographie

Am einfachsten ist es als Ausgangspunkte, einmal wieder Wikipedia zu nehmen, dort steht als Definition:
"Die Erotik (altgr. eros ,Liebe’) bezeichnet ursprünglich die sinnlich-geistige Zuneigung, die ein Mensch einem anderen entgegenbringt. Sie wird von Sexualität und Liebe insofern unterschieden, als Sex die trieb- und körpergesteuerte, Liebe die emotional-seelische und die Erotik die psychologisch-geistige Anziehung zu einer anderen Person bezeichnet.
Diese Unterscheidung wird in der Umgangssprache jedoch nicht vollzogen. Hier ist Erotik zumeist gleichbedeutend mit Sexualität, wobei die Erotik noch von der Pornografie abgegrenzt wird. Im Sinne dieser Unterscheidung zielt letztere nicht auf die phantasievolle sexuelle Erregung, sondern auf die pure Befriedigung des Sexualtriebs."

Wichtig ist, dass hier zwei verschiedene Definitionen von Erotik benannt werden. Die erste birgt bei undifferenziertem Konsum durchaus einiges an moralischen Gefährdungen und Problematiken in sich, es wäre allerdings - wenn auch mit viel schalem Geschmack und Protest - hinnehmbar, hätte der Weltbild-Verlag nur solche Bücher aus diesem Bereich im Angebot gehabt.
Leider beziehen sich die Vorwürfe in Bezug auf das Buchangebot des Verlages und Bücher, die von Verlagen produziert werden, an denen dieser beträchtliche Geschäftsanteile hat vielmehr auf die zweite, bei Wikipedia "umgangssprachlich" genannte Definition, d.h. dass als "Erotik" alles klassifiziert wird, das die Beschreibung und Darstellung sexueller Akte mit ein wenig Dekoration verbrämt. Also hier ein Sätzlein über Gefühle, da eine Andeutung von Handlung, die sich geringfügig auf anderes bezieht und 95% oder was auch immer Sex pur reichen nach dieser Definition, um etwas als "Erotik" zu benennen, während der Begriff "Pornographie" nur noch  für absolutes, viele schon beim ersten Anblick vollkommen verschreckendes und verstörendes Hard-core-Material verwendet wird.

Sollte der Weltbild-Verlag tatsächlich die verklagen, die zur Kenntnis gebracht haben, er verkaufe Pornographisches, diskreditiert er alle kirchlichen Verbände und Bistümer, die an ihm Geschäftsanteile haben in inakzeptabler Weise.
Jeder Bischof, der sich nicht klar und öffentlich von einer Unterstützung des Verkaufs solcher Produkte distanziert, nachdem sich jetzt wirklich niemand mehr hinter Unwissen verschanzen kann, macht sich als Vertreter christlicher Überzeugungen unglaubwürdig.
Schweigen heißt hier nämlich Hinnehmen, Dulden, evtl. sogar Fördern von Dingen, die Menschen in Suchtverhalten hineinreißen, sie darin bestärken und zur Zerstörung der Grundstrukturen unserer Gesellschaft beitragen. (Man kann das auch Sünde nennen, falls jemand noch weiß, was das wirklich heißt.)

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Billiger Trost oder echte Hilfe

Allerseelen naht - und wieder wird kaum jemand für die Verstorbenen beten.

Wie es in einem Leserbrief der DT in etwa hieß: "Ich habe schon so viele Menschen damit getröstet, dass ihre Verstorbenen sofort in den Himmel gekommen sind."

Ich frage mich, tröstet die Person auch Leute, die die Herdplatte angelassen haben damit, dass solche nie Brände verursachen und Schwerkranke damit, dass sie ganz sicher keinen Arzt brauchen werden?

So ein Trost hält nämlich nicht sehr lange an und war, wenn man es ehrlich betrachtet, eine glatte Lüge, die den anderen in einer falschen Sicherheit wiegt und die Vermeidung größeren Schadens verhindert.

Warum machen sich Menschen denn Sorgen um ihre Verstorbenen? Weil sie wissen, dass es da Probleme geben könnte. Und statt ihnen mit den durchaus verfügbaren Mitteln zu Hilfe gekommen, wird behauptet, es gebe keine Probleme.

Womit noch einmal auf meinen Artikel vom Vorjahr zum Allerseelenablass verwiesen sei.

Wenn die Kirche ein Verein wäre, wäre das nun wirklich ein Grund auszutreten

Was sich die deutschen Bischöfe und/oder ihre Vertreter hinsichtlich des Pornoskandals beim Weltbild-Verlag geleistet haben und leisten (hier der Beitrag des Predigtgärtners, plus noch ein kleines pikantes Nebenschlachtfeld) wäre ein guter Anlass zu demonstrieren, dass man selbst nichts von solcher Heuchelei und Vergötterung des finanziellen Gewinns auf Kosten aller moralischen Überzeugungen hält.
Statt klarer Maßnahmen dann auch noch nur Kosmetik auf den entsprechenden Webseiten, wo nur ein sofortiger Schlussstrich wirklich konsequent sein könnte.
Mal ehrlich, was sind schon die 180+ Millionen, die dann verloren wären gegen die Kompromittierung, die durch ein Fortbestehen der Fakten bestehen bleibt. Lieber arm als so etwas.
Man denke an das rühmliche Beispiel, das vor vielen Jahrhunderten gesetzt wurde, als die römische Kirche Markion seine äußerst bedeutende Spende zurückgab, da sie angesichts seiner Häresien, kein Geld von ihm annehmen konnte. Einfach war es sicher nicht, das Geld wäre für vieles bitter nötig gewesen.

Aber die Kirche ist kein Verein. Es geht nicht darum, dass einige ihrer Mitglieder sich in moralischen Sümpfen versenken, egal an welcher Stelle der Hierarchie sie stehen mögen. Es ist schlimm, wenn sie das tun. Aber selbst wenn EinzelneVerrat begehen an allem, was Christsein heißt, diskreditiert es nicht den Glauben (gegen den sie handeln), und auch nicht die Kirche, zu der sie - bei derartigem Verhalten - solange es nicht bereut und wiedergutgemacht wird, nur noch äußerlich gehören.

Natürlich haben bisher zumindest die meisten Bischöfe auch nicht viel mehr gewusst, als jeder, der jemals einen Weltbild-Katalog durchgeblättert hat. Und nicht jeder Bischof hatte die Möglichkeit, sich direkt um Angelegenheiten des Verlages zu kümmern. Aber jetzt ist soviel allen bekannt geworden, dass einschneidende Maßnahmen erforderlich sind: eine radikale Umgestaltung des Verlages oder eine Ende aller finanziellen Beteiligung daran. Es gibt keine andere ethisch korrekte Lösung.

Ich jedenfalls werde nur noch bei der amerikanischen Konkurrenz bestellen. Da ist zwar das Gesamtangebot auch nicht besser, aber zumindest behaupten die nicht, katholisch zu sein und ziehen damit Dinge in den Schmutz, die heilig gehalten werden sollten.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Der Mensch, den es nie gab

Zumindest scheint sich der Verdacht, immer mehr zu erhärten, dass dem so ist.
Vor einiger Zeit hatte ich in einem Post schon einmal gefragt, wer oder was denn der "moderne Mensch" sei, da ich in diesem Terminus eindeutig nicht inbegriffen war, andererseits dieser Begriff nahezulegen scheint, es handele sich um hier und heute lebende Menschen.

Dem ist vermutlich nicht so. Denn wir leben ja auch gar nicht mehr in der Zeitära, die die "Moderne" genannt wurde. Soweit ich weiß sogar nicht eimal mehr in der "Postmoderne", denn dieser Begriff wurde schon vor 10 Jahren für vergangene Zeiten verwendet. Ich bin kein Soziologe - oder wer auch immer diese Zeiteinteilungen vornimmt - und die meisten von uns sind es wohl auch nicht.

Wir sind aber gerade in den Verlautbarungen unserer Theologen der Fachrichtung "katholisch" (katholische Theologen möchte ich einige davon eher nicht nennen) recht gerne noch der "moderne Mensch" genannt, an den sich der Glaube (ein diskussionswürdiges Verständnis von Glaube tritt hier auch hervor) der Kirche in seiner gelebten Umsetzung anzupassen habe. Insbesondere seien auch noch die Texte des Vaticanums in Bezug auf den "modernen Menschen" umzusetzen.

Schon vor einigen Tagen fragte ich mich anhand der Äußerungen eines Liturgiereferenten, ob es den von einigen postulierten "modernen Menschen" je gegeben habe. Nepomuk griff das in einem Artikel auf und schrieb, manches sei wohl "nur mit der Gruppendynamik der Konzilsväter und dem vermeintlich positiv-fortschrittlichen Menschenbild der 50er und frühen 60er Jahre erklären".

Nun hatte ich am Wochenende Gelegenheit mit jemanden zu sprechen, der sich mit Kunstgeschichte befasst. Und auch in diesen Kreisen scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass vieles, was an aus ihrer Sicht "Vandalismus" in Bezug auf Kircheneinrichtung und Liturgiegestaltung geschehen ist, in den heute kaum noch verständlichen Ansichten der 60er Jahre gründet, als man glaubte, der Mensch habe weitgehende Perfektion erreicht. Wobei man annahm, diese Perfektion drücke sich in einer Unabhängigkeit von bisherigen materiellen und emotionalen Bedürfnissen aus und benötige als angepasste Umgebung eine von allem "Ballast" befreite Umgebung mit besonders schlichten, einfachen Linien und Formen, die den Geist nicht mehr ablenken könnten.  (Im Grunde lässt hier die altvertraute Gnosis grüßen, die die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse stets verabscheute.) Alles hatte kahl und zweckmäßig zu werden, um den reinen Formen der Idee zu entsprechen. Elegante Schnellstraßen durch bewohnte Städte galten als vorbildlich. Die unordentliche Natur war in Korsetts aus Beton zu zwängen.  (Die Gegenreaktion darauf war die ökologische Bewegung.)

Und immer noch fordern manche Liturgiker, die "Mitte müsse leer bleiben", weil dann Platz für Gott sei. Und die Menschen werden um die nun leere Mitte versammelt und sehen - Nichts und fragen sich, warum sie für Nichts kommen sollen, was sie mit noch mehr Leere sollen. Sie sind keine modernen Menschen, sie werden es höchstwahrscheinlich nie sein, aber sie werden ständig dazu ermahnt es zu werden und fühlen sich als die, die sie sind gering geschätzt. Auch eine der unterschwelligen Botschaften.

Es ist höchste Zeit, dem Mythos, vom "modernen Menschen" ein dauerhaftes Ende zu setzen.

Positionsbestimmung

"Nun geschieht es nicht selten, dass die Christen sich mehr um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen ihres Einsatzes kümmern und dabei den Glauben immer noch als eine selbstverständliche Voraussetzung des allgemeinen Lebens betrachten. In Wirklichkeit besteht aber diese Voraussetzung nicht nur nicht mehr in dieser Form, sondern wird häufig sogar geleugnet."

Papst Benedikt XVI in Porta fidei vom 11. Oktober 2011

und da behaupten einige, der Papst sei weltfremd und kenne die Realität nicht, dabei kennt er sie besser als viele der deutschen Theologen, die noch immer in Bezug auf den nicht existenten "modernen Menschen" theoretisieren.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Aufbruch


„Die Kirche ist gegen die Wand gefahren.“ ereiferten sich die deutschen Berufskatholiken. „Wir wollen Reformen.“  - Sie hatten Gelder, sie hatten Erfahrung, sie hatten Mitarbeiter, sie hatten Ressourcen. Und sie gründeten Diskussionskreise.

Der Papst gründete den Rat für die Neuevangelisation. Ein bis zwei Handvoll Menschen, die ein paar Räumlichkeiten und ganz zu Anfang nicht einmal einen Internetanschluss hatten und fast bei Null anfangen mussten. Die Adresse des Rates war zunächst nicht einmal im Internet zu finden. Aber das machte nichts. Man konnte einen  Brief ja einfach an diesen Rat und seinen Vorsitzenden in der Vatikanstadt schicken, die vatikanische Post sortierte das dann schon aus.

Die deutschen Berufskatholiken gaben Interviews darüber wie schlecht alles in der Kirche war. Sie forderten Änderungen, die sie natürlich selbst nicht durchsetzen konnten. Sie waren umlagert von Journalisten und bekamen mit ihren Beschwerden und Klagen weiten Raum in den Medien.

Beim Rat für die Neuevangelisation gingen Briefe ein. Gruppen und Einzelne aus aller Welt stellten sich vor und fragten nach, wie sie bei der Neuevangelisation mitarbeiten könnten. Sie hatten bereits verschiedene Initiativen und Projekte in Gang gebracht, waren aber bisher oft sehr auf sich allein gestellt und vereinzelt gewesen und hatten wenig oder keine Resonanz darauf von kirchlichen Stellen vor Ort bekommen, wo man mit anderem beschäftigt war. Manche Gruppierungen luden den Präsidenten des Rates zu sich ein, um ihre Arbeit im Einsatz vorstellen zu können und zu hören, wie man die Neuevangelisation noch besser unterstützen könne. Und der neue Rat antwortete, schrieb, sammelte Kontakte, verschaffte sich einen Überblick.

Die deutschen Berufskatholiken begannen einen Dialogprozess. Daran teilnehmen durften nur streng ausgewählte Präsentanten altbekannter Verbände und Gremien, weil nur diese als wirklich repräsentativ und gewichtig genug gelten konnte. Man bildete Stuhlkreise und hatte einen völlig offenen ungehemmten (= „angstfreien“) Meinungsaustausch, um Änderungswünsche für die Kirche zu sammeln. Erleichtert stellte der ein oder andere fest, dass Rom dabei gar nicht erwähnt wurde und es keinen vorgegebenen einzuhaltenden Rahmen gab. Man erstellte eine Liste von Wünschen.

Der Papst besuchte Deutschland. Wie immer hatte er über all das, was er an zahlreichen Berichten und Rückmeldungen erhalten hatte, sorgfältig bedacht und intensiv darüber gebetet. In mehreren Reden legte er an verschiedenen Orten und vor verschiedenen Personengruppen – aber immer für alle veröffentlicht und miterlebbar – die Grundlagen dar, auf denen die menschliche Gemeinschaft schlechthin beruht, die das Wesen und der Kirche und der Existenz jedes einzelnen Christen ausmachen. Er wies darauf hin, dass alles Tun und Handeln von Jesus Christus ausgehen und in ihm verwurzelt sein sollte und dass kein Mittel dabei zum Belast werden dürfe, der auf dem Weg der Nachfolge Christi nur zurückhält.

In Deutschland diskutierte man eifrig über das, was der Papst nicht gesagt hatte und stellte entschieden klar, dass das, was er gesagt hatte, auf keinen Fall als Kritik daran zu verstehen war, wie man in Deutschland vorging, dass der Papst zwar für das Nichtgesagte zu kritisieren sei, aber an der deutschen Kirche nichts Kritikwürdiges gefunden worden sei, auch wenn manche Äußerungen des Papstes ungeschickterweise ein wenig so geklungen hatten als ob. Man bedauerte, dass der Papst nicht am hierzulande geführten Dialog aktiver teilgenommen hatte.

Der Rat für die Neuevangelisation veranstaltete ein Treffen in Rom, zu dem sich jeder anmelden konnte. Direkte Einladungen erhielten die, die bis dahin schon ein Interesse an der Neuevangelisation bekundet und ihre Initiativen vorgestellt hatten, aber es stand jedem frei, sich ebenfalls zu melden. Sieben Vertreter größerer Organisationen wurden gebeten kurz zu verschiedenen Schwerpunkten und Einsatzgebieten der Neuevangelisation zu referieren. Jede Wortmeldung, die im zeitlichen Rahmen möglich war, wurde von allen gehört. Niemand wurde bevorzugt, niemand als unwichtig angesehen.
Als der Papst eine kurze Ansprache an die Versammelten hielt, in der er erinnerte, dass das Wort Gottes alles bewirken kann, weit über unser Handeln hinaus, wenn wir bereit sind, ihm in uns Raum zu geben und dass wir nur in tiefer Einheit mit Jesus selbst Frucht bringen können, der alles in und durch uns bewirken kann, wenn wir uns ihm zur Verfügung stellen, wurde anstelle der Papsthymne das Lied „Jesus Christus, du bist mein Leben“ angespielt.

Der BDKJ beschwerte sich, nicht eingeladen worden zu sein, obwohl er das Knowhow und die Erfahrung habe, die es im Umgang gerade mit Jugendlichen brauche.

*****
und wie es hoffentlich nicht ausgehen wird:
Auch Jahre und Jahrzehnte später hielten die Beschwerden noch an, dass das Schiff Kirche einfach die Segel gesetzt hatte und davongefahren war, während seine wichtigsten Insassen doch noch darüber diskutiert hatten, dass es nicht seetüchtig war und wie man sein Ziel besser mit Flugzeugen erreichen könne, für die es allerdings nirgendswo geeigntete Landebahnen gegeben hätte, die natürlich vorher zu errichten gewesen wären. Statt auf die Peilungen der deutschen Spezialisten zu vertrauen, hatte man sich einfach hinreißen lassen, dem „Leitstern“ zu folgen, der da plötzlich hinter den Wolken vorgeleuchtet war.

Ob solcher Kränkungen weigerte man sich natürlich auch ostentativ, in das Boot einzusteigen, das noch einmal zurück an den Strand geschickt worden war. Nur eine neue Verankerung des Hauptschiffes in der versandenden Bucht bis zur Klärung aller Unklarheiten, die natürlich nur mit der Aufgabe des veralteten Schiffes hätten enden können, hätte die Einheit wiederherstellen können.


Dienstag, 18. Oktober 2011

Wenn hehre Ideen an der Wirklichkeit scheitern

In den vergangenen Wochen durfte ich zuhören, wie ein Liturgiereferent eines Bistums den Unterschied zwischen der Liturgie vor und nach dem Vaticanum II erläuterte. Das Konzil habe "die Liturgie auf den Kopf gestellt", und zwar dahingehend, dass es sich zuvor um eine "Klerikerliturgie" gehandelt habe, nun aber sei es eine "Volksliturgie". Die alte Liturgie sei für das Volk gehalten worden, die neue werde mit dem Volk gehalten. Die Abgrenzung des Altarraums, habe dazu geführt, dass das Volk nur Zuschauer gewesen sei. Durch das Konzil sei Gott in die Mitte gestellt worden, darum sei ein Rundbau nun die eigentliche Kirchenform. In der alten Liturgie sei Jesus Christus der Liturge gewesen, in der neuen sei einfach dadurch gegenwärtig, dass 2 oder 3 in seinem Namen versammelt seien. Daher sollte eigentlich jeder der Anwesenden ein liturgisches Gewand zum Gottesdienst anlegen. Zeichen der Gegenwart Gottes seien erstens die versammelt Gemeinde, zweitens das Wort Gottes repräsentiert durch das Ambo, drittens die Sakramente, viertens die Feier der Messe und fünftens der Priester. Die durch das Konzil verlangten Änderungen seien erst zu etwa 40 % umgesetzt. Insbesondere fehle das diakonische Element im Gottesdienst noch zu stark. Denn die bisherige Liturgie orientiere sich zu sehr an den ersten drei Evangelien, während das Johannesevangelium die Fußwaschung explizit schildere, während die Einsetzungsworte nicht einmal erwähnt würden, diese würden also gerade in diesem zentralen Evangelium als vernachlässigbar gegenüber der Fußwaschung betrachtet.

Es ist doch immer sehr erhellend, solchen Ausführungen zuzuhören. Ohne sie versteht man gar nicht, was eigentlich geschehen ist.

Man sieht , dass durchaus einige hehre Ideen dahinterstehen. All das wurde sogar so mitreißend vorgetragen, dass viele der Anwesenden hellauf begeistert waren - ich habe es hier nur auf die Kernaussagen reduziert, da sieht es ein bisschen anders aus.
Aber vielleicht kennen das einige. Hehre Ideen und Theorien sind eines, die raue Wirklichkeit das andere. Wer jemals bei Firm- oder Kommunionkatechesen mitgearbeitet hat, kennt das vielleicht. Zwei Stunden lang wurde das Programm für eine Stunde mit den Kindern/Jugendlichen besprochen und durchgearbeitet, mit allen sinnvollen pädagogischen Aspekten ausgeplant - die Stunde kommt - und das ganze tolle Programm ist durch die Kinder in 5 Minuten abgehakt. Der Rest der Stunde wird dann mit Spielen, Malen oder belanglosem Plaudern irgendwie durchgestanden, weil so schnell aufzuhören mit dem anspruchsvollen Programm natürlich peinlich für den Gruppenleiter wäre. Woran ist es gescheitert? Gewöhnlich am mangelnden Vorwissen der Kinder. Ihnen wurden Dinge präsentiert, die auf sie zugeschnitten sein sollten, aber die ihnen völlig Fremdes präsentierten. Darum hatten sie nichts dazu zu sagen, noch weniger hatten sie Fragen dazu. Es berührte sie nicht.

Genauso ist es mit den liturgischen Ideen die zur Umkrempelung der bis dahin gültigen liturgischen Ordnung führten. Die wesentlichste Grundvoraussetzung war offenbar: Jeder der am Gottesdienst teilnimmt ist ein getaufter Christ, der sich klar seiner Identität in Christus bewusst ist und in der vollen ihm geschenkten Würde seiner Salbung mit den Brüdern und Schwestern den Gottesdienst zelebriert. Aufgrund der gelebten Christusähnlichkeit eines jeden Teilnehmenden sind dann die Teile, in denen einem Mitglied dieser Versammung, dem Priester, die repräsentative Durchführung einzelner Teile übertragen wird, nicht mehr besonders relevant, da die Christusnachfolge in jeder Handlung der Anwesenden ohnehin gewährleistet ist.

Utopia lässt grüßen.
Aber genau diese Utopie war die Voraussetzung für die liturgischen Steinbrucharbeiten, die durchgeführt wurden. Änderungen, die in Wirklichkeit fast hundertprozentig an der Lebenswirklichkeit der Gläubigen vorbeigingen.
Denn - jetzt kommt der Gipfel der Weltfremdheit - irgendwie gingen und gehen die Anhänger dieser Theorie gegen alle Tatsachen davon aus, dass diese vollkommene  Christusähnlichkeit durch Taufe und Firmung bei den Gläubigen einfach (hokuspokus) vorhanden ist, denn zeitgleich zur Einführung dieser Liturgie der Vollkommenen glaubte man auf fast alle grundlegenden Elemente der Katechese, der Formung und Schulung des Glaubens und der Darstellung der grundlegenden Elemente der christlichen Lehre verzichten zu können.

Und all das in einer Zeit, als bereits bekannt war, dass eine Entfremdung vieler Gläubiger von ihrem Glauben schon deutlich fortgeschritten war.

Unser derzeitiger Zustand in den Gemeinden ist, dass viele der Anwesenden bestenfalls als Katechumenen durchgehen könnten. In vielen Fällen kommen sie in den Gottesdienst aus einer Sehnsucht nach Gott und Gemeinschaft. Andere kommen noch aus einem in Teue zu dem, was sie vor vielen Jahren einmal in ihrer damals noch vorhandenen Katechese gelernt haben. Aber weder können diese formulieren, warum sie bei vielen der Neuerungen ein ungutes und leeres Gefühl haben, noch finden die Suchenden das, was ihre Sehnsucht stillt. Denn vieles in der erneuerten Liturgie richtet sich an Christen, die ihren Glauben zutiefst verinnerlicht haben, ohne aber deren Bedürfnis nach der Anbetung ihres Herrn viel Raum zu verschaffen, weil viele der Formen dazu gedacht sind, nur ihre eigene Würde und Bedeutung als Christusträger zu betonen.
In einer Annäherung an die Realität wurden dann - eigentlich völlig inkongruent zu den ursprünglichen Ansprüchen der Liturgiereform - viele Elemente eingeführt, die berücksichtigen, dass die Gottesdienstbesucher eigentlich mit dem, an dem sie teilnehmen, völlig überfordert sind. (Das Volk kann keine drei Lesungen hören. Das Volk versteht ohnehin nicht viel, man darf es nicht mit Worten wie "Opfer" schockieren, da ist es besser vom "heiligen Brot" zu sprechen, von dem sie mitessen dürfen.) Und weil es ja unmöglich ist (außer die Teilnehmerzahlen fallen noch weiter), dass jeder ein Pöstchen ausüben darf, um wirklich aktiv teilzunehmen, dürfen die "engagierten" als Repräsentanten wichtige Aufgaben übernehmen. Wobei eigentlich nur sie die Ideale der Reform voll verwirklichen usw. ...

Man müsste den ganzen Irrsinn einmal gründlich analysieren, der sich hier aufgebaut hat.

Wie jener Liturgiereferent etwas später selbst sagte, hat die katholische Kirche durch die Reform, wie sie bisher ist, fast alle "einfachen Leute" verloren, die Bauern und Arbeiter, die durch die ältere Form angesprochen worden seien. Der durchschnittliche Gottesdienstbesucher sei eher mittelständisch bis intellektuell. Die meisten der Gruppen, die durch die Sinus- Milieu-Studie identifiziert worden seien, seien durch diese Gottesdienstform in keiner Weise erreichbar.
Die Lösung dafür sei, stärker zielgruppenorientierte Gottesdienste anzubieten. Halt, nicht einfach Gottesdienste, zielgruppenorientierte Eucharistiefeiern, die sich den Bedürfnissen der Milieus anpassten.

Zwar führt diese Sicht dazu, dass auch diejenigen, die als tradititionalistisch betrachtet werden, als eigenes Milieu akzeptiert werden und daher neuerdings mehr Toleranz erwarten dürfen.
Was dieser Denkansatz - und all das vorige - völlig aus den Augen verloren zu haben scheint, ist der Aspekt der himmlischen Liturgie, die den Standard für die irdische Liturgie setzt und die - da ewig - unveränderlich ist.

Hier wäre noch viel zu sagen, aber fürs erste sei mit dieser Darstellung des Standes der Liturgie in unserem Bistum genug getan.

Aleteia

Morgen öffnet das Internet-Portal Aleteia, das auch auf dem Treffen des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisation mit den Trägern der Neuevangelisation am Samstag vorgestellt wurde. Für das erste kann dort nur ein kurzes Präsentations-Video ansehen: www.aleteia.org

Montag, 17. Oktober 2011

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - IV Was sieht die Welt?

Die Weltpresse hat von diesem Wochenende gesehen, dass der Papst für den Einzug in den Petersdom nicht selbst gelaufen ist, sondern auf einer kleinen Plattform geschoben wurde. Ich kann es nur eine vernünftige Entscheidung nennen für so eine lange Strecke wie die durch dies Kathedrale. Jedenfalls ist es viel günstiger für alle, die gerne einmal den Heiligen Vater wenigstens aus der Nähe sehen möchten, und er hat mehr Möglichkeiten alle, an denen er vorbeikommt zu segnen.

Was die Presse nicht wahrgenommen hat, ist dass das Schiff der Kirche Segel gesetzt hat und der Wind des Geistes beginnt, sie zu füllen. Dazu braucht es keine Verlautbarungen oder gar große Ankündigungen, sondern nur die Ausrichtung auf den Herrn der Kirche. Wie damals, als Petrus, der schon ein Stück über den See gewandelt war und plötzlich den Mut verlor, als er auf Wind und Wellen sah, nur die Hand seines Meisters brauchte, um wieder in Sicherheit zu sein.
Und es macht gar nichts mehr, dass Wind und Wellen ringsum für alle sichtbar weiter toben. Entscheidend ist nur, auf wen wir blicken, wohin auch immer wir gehen, wem wir folgen.

Das ist die Botschaft des vergangenen Sonntags, die es neu zu verkündigen gilt.

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - IV Die Papstmesse

Teilnehmer des Treffens der Neuevangelisatoren hatten bevorzugten Zutritt zu der Messe mit dem Heiligen Vater am Sonntagmorgen. Da ich eine der Karten vom Samstagmorgen hatte, war befand ich mich in der dritten Reihe; vor diesen 3 Reihen saßen nur noch alle, die Priester, Bischöfe, Kardinäle und die, die die Kommunion vom Heiligen Vater selbst empfangen durften.

Die Messe war in Latein und zwar die Missa de Angelis, die ich mittlerweile einigermaßen kenne. (Gerade am vorigen Sonntag hatte ich üben können, als sich beim Versuch die Frühmesse der Pfarrgemeinde zu besuchen, herausstellt, dass die Urlaubsvertretung des Pfarrers nicht erschienen war und der Diakon nun einen Wortgottesdienst halten würde, woraufhin ich stante pede zur alten Messe fuhr, die in 20 min per Auto zu erreichen war.)

Beeindruckend war wie sehr die Lesungen zum Anliegen der Neuevangelisation passten; es waren die vom Sonntag des Kirchenjahres.

Auch einen Eindruck, allerdings eher den der Misere, die weite Teile der katholischen Kirche heimgesucht hat, hinterließ das Verhalten einiger weniger der "Träger der Neuevangelisation". Während viele einfach in tiefer Dankbarkeit und im Gebet auf den Beginn der Messe warteten, andere aufgeregt versuchten, möglichst viel zu filmen und zu fotografieren, standen ausgerechnet in der ersten und zweiten Reihe mehrere Herren und eine Dame frankophoner Herkunft, die laut palaverten und gestikulierten und sehr von ihrer Wichtigkeit überzeugt sehr überzeugt schienen und dabei ein denkbar schlechtes Beispiel für das Benehmen in einer Kirche setzten. Nach einer halben Stunde habe ich da interveniert, was es etwas dämpfte. Später beim Gottesdienst mussten die überall verteilten Sicherheitsleute auch mäßigend eingreifen.

Nein, die Neuevangelisation wird nicht einfach werden. Die Verweltlichung und Profanisierung hat vor niemandem Halt gemacht und es wird nicht leicht sein zeitgemäße und doch alles Wesentlich wahrende Asuprägungen der Liturgie und der Evangelisation zu finden, den Grat zu wandern zwischen Sinn für das Heilige und tiefer Mitmenschlichkeit, dass das Zwanglose nicht formlos wird und Ehrfurcht nicht zu Steifheit. Es wird nicht leicht sein, um das Feingefühl zu ringen, das die Begegnung sowohl mit dem Menschen als Einzelnen als auch mit Gott braucht und ohne das es keine Evangelisation geben kann.

Zu lange waren wir alle verwildert und wie hirtenlos und andere sind es noch mehr.

Viele kannten die Missa de angelis nicht, konnten nicht mitsingen. Aber viele wurden von den Gesängen berührt und summten sie noch nach, als sie den Dom verließen. Die Schönheit berührt und verändert, nimmt langsam die Entfremdung wieder weg.

Und da sind gute Hirten, allen voran der Heilige Vater selbst, die geduldig, freundlich, liebenswürdig und bestimmt den Weg vorangehen und vorleben, wie wir sein könnten, wenn wir mitgehen. Ihr Beispiel reißt mit. Und jeder von uns, der ihnen folgend, in der Christusähnlichkeit wächst, wird auch andere mitreißen, anziehend in der Schönheit dieser mit Entschiedenheit gepaarten Sanftmut.

Die Neuevangelisation ist ein Weg, keine Struktur. Eine Verwirklichung von Nachfolge, nicht Diskussionsrunden.

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - III "Neue Hymne"

Beim Treffen mit den 8500 Teilnehmern am Nachmittag des 15. Oktober wurde als der Papst eintrat und den Raum verließ eine Hymne gespielt. Nicht etwas die Vatikanhymne, sondern ein Lied, das mittlerweile gut 10 Jahre alt ist: "Jesus Christ, you are my life."

Zuerst war ich etwas verwundert über die Auswahl dieses Weltjugendtagliedes. Allerdings klang es sehr mitreißend als Hymnus, begeisternd, erhebend. Und dazu der einfache Text, der dennoch Programm für alles ist, was Papst Benedikt XVI tut und sagt: "Jesus Christ, you are my life."
Genau das, was geschehen sollte, damit wir wirklich neu zu Evangelisierenden werden. Nur wenn Jesus Christus unser Leben ist, können wir dieses Leben weitergeben. Wenn wir in etwas anderem unser Leben suchen, wird es nur vergänglich sein.

Vor gut einem Jahr gab es ein sehr schönes Video mit dieser Hymne im Hintergrund auf einem der Mitblogs. Leider finde ich es nicht mehr, daher statt dessen zumindest die Musik  hier; es war allerdings mit etwas anderer instrumentaler Besetzung eindeutig hymnenartig gespielt:

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - III Das Motto

Das Treffen der "Neuevangelisatoren" hatte auch ein Motto. Es war Apostelgeschichte 12,24: "Das Wort Gottes wächst und breitet sich aus."

Es ging darum die Vielfalt dieser Dynamik des Wortes Gottes in den vielen verschiedenen Bewegungen sichtbar zu machen. Ob es nun die Großmütterwallfahrt oder Jugend 2000, ob ein Dienst, der sich um Strafgefangene und Drogensüchtige bemüht, eine Organisation, die ihren Schwerpunkt im Zeugnisgeben an öffentlichen Orten sieht oder junge Ordensgemeinschaften, ob Wissenschaftler, ob Schüler. Die Art, wie sich das Wort Gottes verbreitet muss so vielfältig sein, wie die Menschen, an die es sich richtet. Geeint werden alle durch ihr Ergriffensein von der Schönheit der Begegnung mit dem Glauben.

Die Wertschätzung für jeden der Mitbrüder und Mitschwestern im Glauben, ohne Ansehen von Amt, Rang, Größe der Organisation, Geschlecht oder Stand zeigte sich in vielem. Das Mittagsbuffet war für alle gleich, genauso wie die Beschränkung der Redezeit.

Ganz besonders darum, unnötige Schwellen abzubauen und für alle ansprechbar zu sein, bemühte sich der Vorsitzende des Rates für Neuevangelisation, Erzbischof Rino Fisichella. Zwei Dinge, die mir auffielen waren: zuerst die Frage, welche der Anwesenden Priester am nächsten Morgen bei der Papstmesse konzelebrieren könnten. Jemand hatte die Zahl auf 150 beschränkt (Grund: Platzmangel). Es wurde angesagt, wer sich zuerst auf der entsprechenden Liste eintrage, gehöre zu den Glücklichen. Erzbischof Fisichella griff ein und verhinderte damit möglicherweise eine unschöne Situation, jeder, der sich eintrage, könne konzelebrieren, es werde sich schon eine Möglichkeit finden.
Weder an diesem Tag noch vor einigen Monaten in Mailand habe ich gesehen, dass Erzbischof Fisichella nicht zumindest ein freundliches Wort für jeden gehabt hätte, der ihn anzusprechen versuchte. Jeder konnte sich wichtig genommen fühlen. Auch ein Motto, das gelebt wird.

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - II Wer war eingeladen?

Bei gloria.tv wurde berichtet, der BDKJ habe sich brüskiert gefühlt, nicht konkret eingeladen worden zu sein. Die Ausführungen dort erwecken den Anschein, es habe sich um eine Jugendveranstaltung gehandelt. Sicherlich war die Mehrzahl der Anwesenden recht jung, viele in ihren 30ern und 40ern. Aber das lag keineswegs an der Formulierung der Einladung dazu. Diese Einladung erging an alle geistlichen Gemeinschaften, von denen dem Rat bekannt war, dass sie sich zumindest teilweise der Evangelisation verpflichtet sehen, jedoch nur an deren internationale Hauptorganisationen, nicht an nationale Gruppen. So erhielt - um ein Beispiel zu nennen - die in Rom ansässige Koordinationsgruppe der Charismatischen Erneuerung die Einladung, nicht jedoch die deutsche Koordinationsgruppe. - Könnte es also sein, dass der BDKJ nicht Teil einer internationale Gruppe ist?

Des weiteren wurde diese Einladung von den Eingeladenen an die weitergegeben, von denen sie wussten, von denen sie wussten, dass diese sich für Katechese und Neuevangelisation einsetzen. Möglicherweise ist es so, dass vom BDKJ bisher noch nicht bekannt wurde, dass er sich sehr in darin profiliert hat, Menschen zu einer persönlichen und lebensverändernden Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus zu führen und die offizielle Lehre der katholischen Kirche zu verkünden. Vielleicht wurde auch bisher übersehen, wieviel Freude am Glauben der BDKJ ausstrahlt, seine überbordende Begeisterung über die Erlösung und die einzigartigen Möglichkeiten, die die Vergebung der Sünden in der Beichte ermöglicht, diesem Geschenk der Kirche an alle, die zu ihr gehören. Leider wurden die bisher nicht so ganz wahrgenommen; es würde allerdings helfen, um das sichtbar zu machen, wenn sie sich nicht mehr hinter dicken Mauern von kritisierenden Äußerungen, problematisierenden Sichtweisen und öffentlichen Bekundungen von Depression und Frust über ihre katholische Identität verbürgen.

Wer also nicht erwartete, persönlich eingeladen zu werden, konnte sich auch ganz einfache persönlich an den Rat für die Neuevangelisierung wenden, um kommen zu dürfen.

Was den Nachmittagsteil mit den 8500 Teilnehmern angeht, haben das zum Beispiel 1500 Vertreter des Pfarrzellsystems so gemacht.

Beobachtungen bei dem Treffen für die Neuevangelisation, Okt. 2011 - I Übersetzung

Ich hatte die Ehre bei diesem Treffen, auf da manche argwöhnisch, manche hoffnungsvoll blicken und blickten, dabei zu sein. Warum? Im Grunde weiß wohl nur der Herr selbst, warum Er das so arrangiert hat.

Ich war keiner der Delegierten sondern beteiligt an der Übersetzung in 6 Sprachen, und zwar in der deutschen Kabine. Wobei weder ich noch die ausgebildete Übersetzerin, mit der ich für die Übertragung ins Deutsche verantwortlich war zu 100 % für die Simultanübersetzung aus dem Italienischen qualifiziert waren. Meine Stärke ist Englisch, die ihre Englisch, Spanisch und Französisch - aber zusammen gelingt es uns, auch dann noch wenigstens ungefähr den Inhalt wiederzugeben, wenn plötzlisch Portugiesisch, Polnisch oder anderes gesprochen wird. Beide hatten wir schon des öfteren mit der Organisation zusammengearbeitet, die mit der Übersetzung betraut worden war.
Und vielleicht sollte das dazugesagt werden: für diese Übersetzungen ist niemand bezahlt worden. Im Gegenteil, Anreise und Unterkunft waren selbst zu tragen. Wobei dies für einige der Übersetzer andere Privatleute übernommen haben.
Und, ganz ehrlich, es ist eine Ehre, bei so einer Veranstaltung mithelfen zu dürfen.

Die wenigsten wissen, dass es im Grunde 2 Veranstaltungen gab: eine am Vormittag, zu der nur mehrere hundert Delegierte zugelassen waren und die am Nachmittag mit 8500 Teilnehmern.

Zum Inhaltlichen werde ich mich nicht viel äußern, das überlasse ich offiziellen Verlautbarungen. Aber vielleicht können diese Beobachtungen am Rande mit dazu beitragen zu verstehen, was da gerade geschieht. Die deutsche Mentalität denkt gern in Planung und Strukturen, aber hier ist der Heilige Geist am Handeln. Viele denken sicher, Sein Wirken wahrzunehmen, sei allein eine Angelegenheit der persönlichen Interpretation von Dingen und diese dürfen gerne bei dieser Einschätzung bleiben. Ich persönlich habe im Vorfeld dieses Treffens zuviele Zusammentreffen erlebt, als dass ich einen Zweifel hätte, wer dabei die Hauptregie geführt hat.

An dieser Stelle also zunächst etwas zu den Bedingungen für die Übersetzungen bei diesen Treffen. Für den ersten Teil, der in einem Stockwerk über der Audienzhalle Pauls VI stattfand, waren sie sehr gut. Dort gibt es ausgezeichnete Kabinen für Simultanübersetzung mit der Möglichkeit zur Relay-Schaltung. Das einzige Manko, das dort auftrat, war das an Skripten. Angefangen vom ca. 20-seitigen (sehr interessanten) Eröffnungsvortrag von Erzbischof Rino Fisichella, der in relativ hohem Tempo vorgetragen wurde über die vorher festgelegten sieben ausgewählten Beiträge, von denen sich aufgrund der knappen Zeit niemand an sein Skript hielt, soweit es überhaupt vorlag, bis hin zu den auf je 3 Minuten beschränkten Meldungen aus den Zuhörern gegen Ende, von denen viele nicht zu Wort kommen konnten und bei denen erst feststand, in welcher Sprache gesprochen wurde, nachdem der Betreffende zu reden begann.

Schwieriger wurde es am Nachmittag. Die Audienzhalle ist nicht für Simultanübersetzungen ausgestattet. Die Techniker dort taten ihr Bestes, doch niemand hatte sie auf die Besonderheiten der Simultanübersetzung hingewiesen. Meistens müssen sie dafür sorgen, dass anwesende Journalisten eine Tonübertragung von der Bühne haben, bzw. wohl Berichte sprechen können. Und es scheint, Journalisten wollen dabei ihre eigene Stimme hören. (Das ist meine Vermutung.) Denn sobald einer der Übersetzer zu sprechen begann, wurde die Stimme des Redners auf ganz leise im Kopfhörer geblendet und die des Übersetzers laut. Das ist gut für die Zuhörer der Übersetzung, aber nicht besonders gut für den Übersetzer, der ja eigentlich hören will, was der Redner sagt. Beide benötigen eigentlich getrennte Tonspuren für ihre jeweiligen Kopfhörer. Zum Ausgleich gab es für diesen Teil Manuskripte, die weitgehend eingehalten wurden.

Dennoch fühlt sich vielleicht einmal ein Gönner aufgrund dieser Zeilen ermutigt, der Audienzhalle Pauls VI eine moderne Simultanübersetzungsanlage zukommen zu lassen, denn es ist sicherlich nicht das letzte Mal, dass diese benötigt werden wird.
Hilfreich wäre es auch, wenn dort tatsächlich abgetrennte Kabinen entstünden. Denn die bisherigen Abteilungen sind im vorderen Teil nicht voneinander abgetrennt, so dass man - ohne Kopfhörer - überall gleichzeitig hören kann, was in allen Kabinen gesprochen wird, wohingegen die Worte des Sprechers auf dem Podium durch eine Plexiglasscheibe gut abgedämpft werden ...

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Hintergrund zu den "Kopten-Unruhen"

Andernorts wurde das schon getan, aber hiermit der Link zu einem Bericht von Michael Hesemann, was in Ägypten tatsächlich geschen ist: http://kath.net/detail.php?id=33451

Dass die Opfer von Gewalttaten und Verfolgung in unserer hiesigen "sachlichen" Berichterstattung auch wieder einmal zu Tätern gemacht wurden, ist mehr als traurig; es ist erbärmlicher Journalismus.

Gesunkene Einschaltquoten- wieso nur?

Da hat doch Herr Peter Frey vom ZDF geklagt, die Einschaltquoten beim ZDF während des Papstbesuches seien so niedrig gewesen.

Ach, wirklich? Wieso nur?

Könnte es möglicherweise daran liegen, dass jeder, der nur halbwegs glücklich katholisch ist, bei Sichtung einer Parallelberichterstattung auf einen anderen Sender umschaltet, da das endlose Genöle, Rumgehacke, Gehetze und Diffamieren der ZDF-Kommentatoren und -Redakteure in Bezug auf alles, was dem Zuschauer lieb und teuer ist, diesem endlos auf die Nerven geht?

Als ich die Rede vor dem Bundestag hören wollte, hatte ich auch die meiste Zeit des Wartens das Gerät auf stumm geschaltet, weil die vom ZDF produzierte Begleitkulisse schlicht unerträglich war.
Und ich muss zweifache Zwangs-GEZ-Abgaben für so etwas zahlen: privat UND beruflich, weil ich das Unglück habe, für meine Arbeit einen internetfähigen PC zu benutzen.
Glücklicherweise kann mich aber niemand zwingen, diesen Sender anzuschalten, dieses Zwangsgebührenfinanzierte - Diffamierende- Fernsehprogramm, kurz ZDF.

Samstag, 1. Oktober 2011

„Unbarmherzigkeit“ – Illustration eines Schlagwortes


Im Sprachgebrauch gibt es Modewellen. Plötzlich taucht ein Wort auf, das einige fanatisch zu lieben scheinen und den Rest der Welt aufstöhnen lässt und man findet es in allen Zeitungen, Fernseh- und Radiosendungen, sogar in normalen Gesprächen taucht es auf. Um dann irgendwann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Man denke an die „Augenhöhe“, deren Hochsaison in diesem Sommer war und die die „Reformen“ abgelöst hatte, die sich hartnäckig mit schwindender Anhängerschaft gehalten haben und mittlerweile schon eher ein sprachliches Schattendasein führen, überstrapaziert und ausgelutscht, mittlerweile im Dauer-Burnout.
Es brauchte etwas Neues, Schlagkräftiges , mit dem man die eingefahrenen Diskussionen noch einmal aufmischen konnte und jemand stieß auf ein Wort, das die meisten eingemottet hatten, weil sie es als unangenehm, unzeitgemäß und als Zumutung empfanden: die Barmherzigkeit. Nein, die Barmherzigkeit war nicht salonfähig zu machen, ABER in ihrer Verneinung eröffneten sich ungeahnte Möglichkeiten, denn unbarmherzig sein , ist allgemein höchst verpönt.
Der große Coup ist dann natürlich, wenn es gelingt – im Rahmen des Kampfes um die Durchsetzung der eigenen Meinung – ein unbeliebtes Vorgehen, das Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gut ausbalanciert hat, als unbarmherzig zu deklarieren, um es zu stürzen. Wozu? Lassen wir das erst einmal offen.

Um zu verstehen, wie unsinnig das Ganze ist, muss man die Diskussion aus ihrem eigenen emotionsbesetzte Rahmen herausnehmen und auf eine andere, ähnlich gelagerte, Situation übertragen und hier bietet sich tatsächlich etwas an: die Straßenverkehrsordnung (StVO).
Jeder kennt sie. Zumindest musste sie jeder, der einen Führerschein hat, einmal gekannt haben, sonst wäre er nicht in Besitz dieser Fahrerlaubnis gelangt.
Fast jeder missachtet sie, manche selten, manche oft, manche immer. Manche eher geringügig, andere gravierend. Manche ohne sich oder andere zu gefährden, viele mit mäßigem bis mittlerem Schaden, andere mit tödlichen Konsequenzen für sich und andere.
Mit meinem schon in anderen Beiträge erwähnten Neffen (8 Jahre) habe ich mir letztens eine Serie angesehen, die „Schneller als die Polizei erlaubt“ hieß. Es war sehr aufschlussreich. Es ging um Zivilstreifen, die – zum Schutz der Allgemeinheit – Ausschau nach signifikanten Brüchen der StVO hielten. Dabei galt interessanterweise, dass „Raser“ 3 Geschwindigkeitsbegrenzungen missachten mussten, bevor sie angehalten wurden.  Denn einmal kann ja immer geschehen, weil ein LKW das Schild verdeckt oder der Fahrer durch Unvorhergesehenes abgelenkt wird.
Ich möchte ein paar Fälle schildern, anhand derer man leicht behaupten könne, die StVO sei „unbarmherzig“. Die „Fahrsünder“ empfanden sie jedenfalls oft so.
Da war z.B. die Frau, deren Freundin tödlich verunglückt war. Im Gefühlschaos und unter Tränen hatte sie sich ans Steuer gesetzt und war losgebraust. 1 Monat Führerscheinentzug, entsprechende Geldstrafe.  Unbarmherzig? – Schmerzlich, sicher. Mitgefühl erregend, auch.  Aber sie hat sich und andere massiv gefährdet durch ihr Verhalten und hätte Auslöser, neuer Tragödien werden können.

Da war der Taxifahrer, der sich von seinem Fahrgast drängen ließ, zu schnell zu fahren. Führerschein weg. Dadurch drohender Jobverlust. Auf jeden Fall Verdienstausfall. – Unbarmherzig?

Da war die junge Frau, die bereits ein Fahrverbot hinter sich hatte. Die Radarfallen hatte sie geschickt umfahren, dazwischen um so mehr beschleunigt. Fahrverbot. Drohender Jobverlust. – Unbarmherzig?

Da war die gestresste Frau, die mit ihrem Terminplan in Verzug war. Demente Mutter im Altenheim, die sie besuchen wollte. Kinder, die abzuholen war. Sie benutzte den Standstreifen, als der Verkehr stockte. Ordnungsstrafe und größerer Zeitverlust, als eingeplant. – Unbarmherzig, ihre Situation nicht zu verstehen?

Da war (irgendwo im französischsprachigen Ausland) ein Türke, der die Stadtautobahn für eine Rennstrecke hielt. Er fühlte sich aufgrund seiner Nationalität diskriminiert, weil andere auch zu schnell gefahren seien. (Sein Pech, dass er der schnellste war.) Ja, andere hat es diesmal nicht erwischt. – Ungerecht? Unbarmherzig?

Die Arbeiter, bei denen eine ungesicherte Gasflasche durch den Laderaum rollte. Riesiger Zeitverlust. Hohe Kosten zur Sicherung des Weitertransports. Hohe Geldstrafe. Sie waren völlig unter Druck und außer sich. – Unbarmherzig?

Die Liste lässt sich lange fortsetzen.  Fast alle Verkehrssünder hielten sich in ihrer spezifischen Situation für „unbarmherzig“ behandelt, denn sie hatten verständliche Gründe für ihr Handeln gehabt. Und die Konsequenz – insbesondere das Fahrverbot – vergrößerte erst einmal ihre Schwierigkeiten. (Es gab natürlich auch die Superreichen und „Supercoolen“, die dann halt mal 3 Monate in ihre Ferienwohnung im Ausland gingen, wo das Fahrverbot sie nicht juckte.)
Ich habe selbst Bekannte, die durch solche Fahrverbote (infolge zu schnellen Fahrens unter massivem Druck der Umstände) größere Probleme hatten und ihren Beruf nur eingeschränkt ausüben konnten. – Unbarmherzig?

Man könnte sich nun vorstellen, dass sich eine Initiative gründet, die fordert, dass in allen solchen Fällen Gnade vor Recht ergehen solle und nur die wenigen zur Ordnung zu rufen seien, die tatsächlich Unfälle verursachen oder die StVO aus  Prinzip missachten. Wobei letztere wahrscheinlich auch plötzlich ganz triftige Gründe finden würden, warum sie, als sie ertappt wurden, gerade die StVO missachten mussten.
Die Folge wäre reine Anarchie auf der Straße und ein gewaltiges Ansteigen von Unfällen. Denn leider lassen sich viele nur durch die „Strafen“ zügeln und zur Vernunft bringen.
Wobei die Strafen gar keine in diesem Sinne sind, sondern nur „Verwarnungen“, d.h. es wird versucht, jemanden zu warnen, dass sein Verhalten noch viel schmerzlichere Folgen für ihn selbst und andere haben könnte.

Das Faktum ist aber, dass auch wenn dem Einzelnen die Konsequenz aus seinem Handeln „grausam“ erscheint, er eventuell dadurch vor Schlimmerem bewahrt wird. Das einzusehen ist natürlich oft nicht leicht, denn die wenigsten können einschätzen, wie sehr sie zur Gefährdung für sich und andere geworden sind.
In Bezug auf die StVO gibt es Sendungen, wie die oben erwähnte, die die Wirklichkeit vor Augen führen. Es wäre zu wünschen, dass eine realistische Sicht der Folgen von Fehlverhalten (das natürlich individuell immer absolut gerechtfertigt erscheint) auch in anderen Bereichen wieder klar vermittelt würde.