Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Der Mensch, den es nie gab

Zumindest scheint sich der Verdacht, immer mehr zu erhärten, dass dem so ist.
Vor einiger Zeit hatte ich in einem Post schon einmal gefragt, wer oder was denn der "moderne Mensch" sei, da ich in diesem Terminus eindeutig nicht inbegriffen war, andererseits dieser Begriff nahezulegen scheint, es handele sich um hier und heute lebende Menschen.

Dem ist vermutlich nicht so. Denn wir leben ja auch gar nicht mehr in der Zeitära, die die "Moderne" genannt wurde. Soweit ich weiß sogar nicht eimal mehr in der "Postmoderne", denn dieser Begriff wurde schon vor 10 Jahren für vergangene Zeiten verwendet. Ich bin kein Soziologe - oder wer auch immer diese Zeiteinteilungen vornimmt - und die meisten von uns sind es wohl auch nicht.

Wir sind aber gerade in den Verlautbarungen unserer Theologen der Fachrichtung "katholisch" (katholische Theologen möchte ich einige davon eher nicht nennen) recht gerne noch der "moderne Mensch" genannt, an den sich der Glaube (ein diskussionswürdiges Verständnis von Glaube tritt hier auch hervor) der Kirche in seiner gelebten Umsetzung anzupassen habe. Insbesondere seien auch noch die Texte des Vaticanums in Bezug auf den "modernen Menschen" umzusetzen.

Schon vor einigen Tagen fragte ich mich anhand der Äußerungen eines Liturgiereferenten, ob es den von einigen postulierten "modernen Menschen" je gegeben habe. Nepomuk griff das in einem Artikel auf und schrieb, manches sei wohl "nur mit der Gruppendynamik der Konzilsväter und dem vermeintlich positiv-fortschrittlichen Menschenbild der 50er und frühen 60er Jahre erklären".

Nun hatte ich am Wochenende Gelegenheit mit jemanden zu sprechen, der sich mit Kunstgeschichte befasst. Und auch in diesen Kreisen scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass vieles, was an aus ihrer Sicht "Vandalismus" in Bezug auf Kircheneinrichtung und Liturgiegestaltung geschehen ist, in den heute kaum noch verständlichen Ansichten der 60er Jahre gründet, als man glaubte, der Mensch habe weitgehende Perfektion erreicht. Wobei man annahm, diese Perfektion drücke sich in einer Unabhängigkeit von bisherigen materiellen und emotionalen Bedürfnissen aus und benötige als angepasste Umgebung eine von allem "Ballast" befreite Umgebung mit besonders schlichten, einfachen Linien und Formen, die den Geist nicht mehr ablenken könnten.  (Im Grunde lässt hier die altvertraute Gnosis grüßen, die die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse stets verabscheute.) Alles hatte kahl und zweckmäßig zu werden, um den reinen Formen der Idee zu entsprechen. Elegante Schnellstraßen durch bewohnte Städte galten als vorbildlich. Die unordentliche Natur war in Korsetts aus Beton zu zwängen.  (Die Gegenreaktion darauf war die ökologische Bewegung.)

Und immer noch fordern manche Liturgiker, die "Mitte müsse leer bleiben", weil dann Platz für Gott sei. Und die Menschen werden um die nun leere Mitte versammelt und sehen - Nichts und fragen sich, warum sie für Nichts kommen sollen, was sie mit noch mehr Leere sollen. Sie sind keine modernen Menschen, sie werden es höchstwahrscheinlich nie sein, aber sie werden ständig dazu ermahnt es zu werden und fühlen sich als die, die sie sind gering geschätzt. Auch eine der unterschwelligen Botschaften.

Es ist höchste Zeit, dem Mythos, vom "modernen Menschen" ein dauerhaftes Ende zu setzen.

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