Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 12. September 2012

Mariapfarr: Eine Wallfahrt ohne Wunder (?)

"In Mariapfarr hat es nie ein Wunder gegeben", teilte uns die Dame mit, die sehr engagiert durch das - sehr sehenswerte (doch davon ein andermal) Wallfahrtsmuseum des Ortes führte. Und die vielen Votivgaben und Votivtafeln, die sie uns gerade gezeigt hatte? "Das haben die Leute aus Frömmigkeit gemacht. Die haben das dann so gedeutet, wenn ihnen etwas Gutes passiert ist."

Tatsächlich nahm die Mariapfarrer Wallfahrt ihren Anfang nicht aufgrund eines Wunders; die Kirche wurde auch nicht aufgrund einer Erscheinung gebaut; sie ist eine Stiftung, und zwar vermachte der Herr Konrad von Pfarr (Fharr) im Jahre 1217 sein Haus der Kirche als Pfarrhof. Es wird vermutet, dass der älteste Teil der Kirche, das Chorturmgeviert, bis dahin die Kapelle des Gutes war. Dieser ist mit alten (derzeit stark verblassten und durch spätere Ausbrüche für Fenster teilweise zerstörten) Fresken ausgemalt, die aus der Zeit vor 1220 stammen. Die älteste Urkunde, die eine Wallfahrt dokumentiert stammt von 1296; in ihr werden Ablässe für die Marienwallfahrt verliehen.

Es gibt Vermutungen, dass sich schon aus vorchristlicher Zeit eine Art Wallfahrt zu diesem Hügel gebildet hatte. Man fand Steinplatten, die auf ein Vorhandensein des zur Römerzeit verbreiteten Mithraskultes hindeuten. Auch könnte die heutige Krypta unterhalb des Chorturmgevierts (zugänglich ist sie durch die um 1421 erbaute Seitenkapelle des hl. Georg) einstmals als Opferstätte des Mithraskults gedient haben. Dies sind allerdings nur Spekulationen.
Es mag auch sein, dass in Anlehnung an andere Marienkirchen die zu Fharr gehörenden Menschen, wenn sie die Gottesmutter um Hilfe gebeten hatten, schlicht und einfach eine Wallfahrt zu der nächsten ihr geweihten Kirche machten, wenn sie erhört wurden und dass diese Frömmigkeit gefördert wurde. In diesem Sinne kann es an Wundern nicht gemangelt haben. Im Grunde war dies also eine Wallfahrt, der wirklich keine fehlgeleitete Verehrung eines bestimmten Gegenstandes vorgeworfen werden kann, sondern eine, in der der himmlischen Hilfe schlicht eine Verortung in erreichbarer Nähe gegeben wurde, um dort die eigene Dankbarkeit ausdrücken zu können. Wie ja auch jedes Wunder letztendlich nur durch Gott geschehen kann und sich dafür manchmal diverser Mittel und Mittler bedient.

Sicherlich gab es ein Gnadenbild, das so zu einem wurde. Über dessen Verbleib ist allerdings nur wenig bekannt. Es befinde sich in einem amerikanischen Museum, teilt der offizielle Museumsführer mit. Ersetzt wurde es schon vor langer Zeit durch eine Statue, die aus dem Jahre 1510 datiert und evtl. schon lange vor  Ende der berühmten Wallfahrten als Gnadenbild galt. Ganz zu klären scheint das derzeit nicht. Davon dann mehr im nächsten Beitrag, der sich dem Thema widmet, wie man eine weithin beliebte und etablierte Wallfahrt erfolgreich zerstören kann.

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