Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 2. September 2012

Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral (3)



„Nach den zahlreichen Beispielen für Gespräche mit Suchenden und Ratsuchenden möchte ich mich nun dem Themenkomplex zuwenden,  durch den wir immer noch die meisten Menschen erreichen können: die Sakramentenpastoral. Taufe, Erstkommunion, Firmung, Eheschließung, Trauerfälle – hier ist Kirche immer noch gefragt. Hier erreicht Kirche Menschen, von denen sie sich schon lange in allem anderen entfernt und entfremdet hat. Hier eröffnen sich die Gelegenheiten für eine fruchtbare Durchdringung der Welt mit dem Evangelium. Hier legen wir die winzigen Saatkörner, die keiner wahrnehmen kann und die dennoch zu großen Bäumen wachsen.

Beginnen wir mit der Taufpastoral. Der Zeitplan eines Pfarrers ist eng, wir sollten dennoch großzügig etwa 45 Minuten veranschlagen für solche wichtigen katechetischen Möglichkeiten.  Diese wertvollen 45 Minuten müssen genutzt werden, die meisten der Menschen, die uns gegenüber sitzen, werden wir wahrscheinlich nach dem eigentlichen Tauftermin erst einmal einige Jahre nicht wiedersehen, aber jetzt können wir ihr Bild von Kirche bleibend prägen.  Halten Sie sich noch einmal vor Augen: Auf keinen Fall Anstoß erregen! Nichts sagen, was wie Kritik wirken könnte! Denken Sie nicht im Traum daran etwas von Geboten, Vorschriften, Rechten und Pflichten zu sagen – wir müssen hier Ängste nehmen nicht aufbauen! Erzeugen Sie eine Atmosphäre von Harmonie und Annahme! Bedingungsloser! Und vor allem KEINE (!!!) Zwänge oder Vorschriften irgendeiner Art. 

Sie gehen hier doch auf die Menschen ein. Um Himmels willen erwähnen sie nicht gefährliche Worte wie „Gott“, „Jesus“, „Sünde“ oder anderes Erschreckendes und Abschreckendes. Wir müssen hier niedrigschwellig (!) arbeiten. Wir sind oft die ersten Kontaktpersonen nach vielen Jahren.
Sprechen Sie ausdrücklich über die kreativen Fähigkeiten, die in den Eltern und ihrem Kind schlummern und die jetzt dank der Hilfe der Kirche zum Ausdruck kommen dürfen. Weisen Sie explizit darauf hin, dass es zwar kirchliche Regeln, nein Vorschläge , gibt, wie eine Tauffeier durchzuführen ist, aber dass das im Grunde alles verhandelbar ist. Der Wunsch der Eltern ist das einzig Wichtige hier. Ermuntern Sie zu kreativer und ganz persönlicher Gestaltung der Feier mit eigenen Elementen: Gesangseinlagen, Musikstücke aller Art, Darbietung eigener gestalterischer und dichterischer Kompositionen. Alles, was von dem unangenehmen und fremden Kirchlichen der Feier ablenkt, ist unbedingt zu fördern.  Beschäftigen Sie auch die Leute mit kreativen Arbeiten in Vorbereitung auf die Tauffeier, zum Beispiel der Ausgestaltung von Kerzen. Je mehr sie sich mit dieser Feier beschäftigen, desto unvergesslicher wird sie ihnen bleiben. 
 Wichtig ist, dass die Namen der Mitfeiernden wenn irgend möglich erwähnt werden, nur dann fühlen sie, dass das ihre Feier ist.

Es steht Ihnen keinesfalls zu, in irgendeiner Form nachzufragen, wie etwa die christliche Erziehung des Kindes aussehen wird. Diese Menschen bringen ihr Kind zur Taufe! Wie könnten sie daran zweifeln, dass sie es auch entsprechend erziehen werden.  Sie müssen davon ausgehen, dass die Ihnen Gegenübersitzenden alles über das Sakrament der Taufe und Kirche wissen und zutiefst verinnerlicht haben, alles andere wäre ja beleidigend. Deren persönlichen  Lebensumstände sind hier völlig irrelevant. Sie werden das Kind schon höchstwahrscheinlich irgendwann zur Erstkommunion anmelden, falls – FALLS – Sie sie jetzt nicht verschrecken, indem Sie sie mit religiösen Inhalten überfallen. Und die Erstkommunionkatechese wird dann alles richten. Keine Sorge, die hält man über mehrere Wochen hinweg und danach kennen sich die Kinder mit allem Wichtigen aus, egal was sie in ihrem Elternhaus nie gehört haben. Außerdem gibt es auch noch den schulischen Religionsunterricht, da erfahren die Kinder wirklich alles. Gerade die Erstkommunion eignet sich zur Katechese der Eltern. Indem sie ihre Kinder unterrichten, bauen sie ihr eigenes Glaubenswissen auf. Idealer geht es nicht. Aber dazu später.

Seien Sie in allem kompromissbereit! Fast alles kann gekürzt, angepasst oder ausgelassen werden oder so ausgeführt, dass man gar nicht merkt, um was es geht. Zum Beispiel dieses unglückliche Gebet um Schutz vor dem Bösen, auch Exorzismus genannt. Erwähnen Sie das ganz beiläufig in dem Kontext, das es da eigentlich nichts gibt, das man irgendwie fürchten müsse.  Dass das reine Formsache ist. Ein Relikt unaufgeklärter Zeiten, aber leider, man weiß ja, die in Rom …

Noch ein kurzer aber wichtiger Hinweis: Gelegentlich kommt es vor, dass Ihnen – möglicherweise als Pate – , es ist wirklich selten, aber es kommt vor, jemand gegenübersitzt, der nicht schlicht von Glück überwältigt ist, dass ihm die Ehre zuteil wurde, Pate zu sein. Das ist schließlich eine Auszeichnung und die damit einhergehenden Verpflichtungen … Sie erinnern sich, Verpflichtungen sollte man einfach nicht erwähnen! Seien Sie gewarnt, wenn dann jemand sagt, es sei doch nicht so ganz einfach, der Verpflichtung nachzukommen, ein Kind christlich zu erziehen. Hier hat sich einer der ewig Gestrigen verraten. Lassen Sie sich nicht von seinem eventuell jugendlichen Aussehen täuschen.  Das ist eine zwanghafte Persönlichkeit, die sich an Verbote klammert und voller Ängste ist. Lassen Sie nicht zu, dass dieser Mensch andere infiziert. Machen Sie ihm unmissverständlich klar, dass man eine Taufe leicht zu nehmen hat. Erzählen Sie am besten ein paar Witze! Besser noch natürlich, wenn es Ihnen gelingt, seine Bedenken ins Lächerliche zu ziehen. Dann sind alle gerettet. Hätten Sie die Person weiterreden lassen, wären vielleicht Tabuworte wie Gott oder Jesus gefallen. Das DARF nicht sein. Diese Worte können die Freiheit der Eltern beeinträchtigen.

Vielleicht eine kleine Schlussanmerkung: Sollte es durch unglückliche Umstände geschehen sein (wer rechnet auch mit sowas), dass sie das Kind zweier Nichtchristen getauft haben, ohne dass ihnen das klar war, weil Sie ja niemandem mit Fragen zu nahe treten wollten, machen Sie sich nichts daraus. Warum das Kind getauft werden sollte, werden Sie dann sowieso auch nicht wissen, aber das ist ja auch völlig nebensächlich. Hauptsache getauft. Gott kümmert sich schon um den Rest. – Wie? Nein, nein. In diesem Pastoralbuch kann ich den Ausdruck Gott natürlich gebrauchen, wir sind ja hier unter uns und wissen, was wir darunter zu verstehen haben."

Die Serie mit den Auszügen aus Hochwürden Schlaus "Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral" wird fortgesetzt.

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