Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 8. Dezember 2012

echte Minderheit(en)

Definition nach Wikipedia: "Eine Minderheit ist ein numerisch geringer Teil eines Staatsvolkes, der sich durch personale oder kulturelle Merkmale von der Bevölkerungsmehrheit unterscheidet ...Eine Minderheit besteht, wenn eine Gruppe durch eine zahlenmäßig größere Gruppe eines Territoriums dominiert und minorisiert wird ohne sich zu assimilieren."

Nach den Daten der DBK für 2011 gibt es in Deutschland 24,6 Millionen katholisch Getaufte, das sind 29,9% der Bevölkerung.

Nach den gleichen Daten besuchen davon ca. 3,0 Millionen regelmäßig den Gottesdienst, das sind 3,6% der deutschen Bevölkerung.

Es gibt bei der DBK keine Statistik darüber, wieviele dieser Gottesdienstbesucher auch das glauben, was katholische Lehrmeinung ist, aber es gibt die Studie "Was glauben die Hessen?", die im Auftrag des HR gemacht wurde, Datum Januar 2012.

Nun ist es ja kein Geheimnis, dass etliche Katholiken, die mehr oder weniger regelmäßig einen Gottesdienst besuchen, nicht mit der katholischen Lehrmeinung übereinstimmen. (Und leider sind diese überprozentual in den Gremien und damit derzeit im offiziellen Dialogprozess vertreten.) Denn in der hessischen Studie, bei der der Gottesdienstbesuch etwas unter dem bundesweiten Schnitt lag, tritt auch ein interessantes Phänomen zutage: 16,4 % der hessischen Katholiken, damit deutlich mehr als die gut 10% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher wollen, dass die Kirche mit ihren Traditionen so bleibt, wie sie ist.
Ich persönlich kenne eine Reihe von den Leuten, die in diese Kategorie gehören: Sie orientieren sich weitgehend an der katholischen Lehre, sind allerdings etwas "verwildert", da sie sich aus verschiedensten Gründen weitgehend aus dem kirchlichen Umfeld zurückgezogen haben.
Allerdings sind an diesen Prozenten sicherlich noch einige Abzüge zu machen, sobald es um religiöse Fragestellungen geht, die diverse moralische Aspekte berühren, wobei die geringste Akzeptanz vermutlich nicht bei Fragen der Sexualmoral vorhanden ist sondern bei der Ehrlichkeit bei der Steuererklärung. Wer da wirklich in nichts zu mogeln versucht, wird vermutlich mehrheitlich als fundamentalistisch eingestuft. Traurig aber wahr: Gott Mammon hat viele Anhänger.

Demnach kann ungefähr davon ausgegangen werden, dass maximal 6%, minimal 2-3% der deutschen Bevölkerung sich an der katholischen Lehre orientiert und orientieren möchten, unabhängig vom Kirchenbesuch.

5% der Bevölkerung entsprechen aber doch ziemlich klar einer Minderheit, eine Mehrheit sind sie jedenfalls eindeutig nicht.

Es wäre also zu klären, ob die katholische Lehrmeinung in irgendeiner Weise über eine Machtbasis verfügt.
Eine Machtbasis wäre zu begründen durch politische Dominanz oder durch eine dominante Presse. Es gibt aber keine katholische Partei und jede der derzeitigen Parteien bricht in etlichen Punkten mit der katholischen Lehre. Es gibt keine starke katholische Presse. Die Kirchenzeitung hat Lokalzeitungsniveau und verliert stetig an Abonnenten. Es gibt nur eine einzige, ziemlich kleine überregionale katholische Tageszeitung (Die Tagespost). In den Medien wird die katholische Lehrmeinung überwiegend kritisiert und lächerlich gemacht, traurigerweise tun sich öffentlich-rechtliche Sender dabei in letzter Zeit besonder hervor.

Was vorhanden ist, ist ein überdimensionales (wenn auch meist negatives) Interesse an der Meinung der Minderheit.

übrigens weiter bei Wikipedia: "Die Sozialpsychologie unterscheidet zwei Arten von Minoritäten: Eine numerisch-statistische und eine soziale. Letztere beschreibt eine Minderheit, die sich durch kulturelle und/oder psychische Merkmale vom Rest der Gesellschaft unterscheidet und so von der sozial dominierenden Gruppe als minderwertig angesehen und auch so behandelt wird."

Die numerisch-statistische Minderheit habe ich schon festgestellt. Was ist also mit den kulturellen und/oder psychischen Merkmalen, die vom Rest der Gesellschaft unterscheiden? Es sind zwar religiös bedingte, aber wahrscheinlich kann man sie unter kulturell führen, die Merkmale sind klar vorhanden.
Und wird diese Gruppe von der sozial dominierenden Gruppe als minderwertig angesehen und auch so behandelt?
Gegenfrage: Letztens schon einmal eine Talkshow gesehen?
Die Buhrufe, wenn die Minoritätenvertreter ihre Sicht der Dinge darlegen?
Der Applaus, wenn die Minoritätenvertreter gedemütigt, beschimpft, beleidigt und lächerlich gemacht werden?
Und zwar, wenn sie versuchen relativ sachlich ihre Sicht der Dinge darzulegen?

Ja, der Umgang der Deutschen mit dieser einen ihrer Minoritäten , ist nicht gerade ein Aushängeschild für die deutsche Gesellschaft.

Begründet wird es gewöhnlich damit, dass die Minorität keine Minorität sei. Denn dann wird Bezug genommen auf die knapp 30% der Bevölkerung, die nach oberflächlicher Statistik dieser Gruppe angehören. Obwohl auch 30% nach keiner Definition eine Mehrheit darstellen.

Andererseits, kann man es der Gesellschaft verdenken, dass sie nur etwas aufgreift, dass innerhalb der eigenen Gruppe hingebungsvoll und in alle Richtungen praktiziert wird? Ist es nicht leider so, dass jemand, der nur die offizielle weltweit gültige katholische Lehrmeinung vertreten möchte, auch als minderwertig behandelt wird? Wie ist es zum Beispiel zu verstehen, dass eine katholische Einrichtung einer katholischen Gruppe, die schon mehrere Jahre dorthin kam, Tagungsräume mit der Begründung verweigert, die Tatsache, dass diese Gruppe vorhabe, Gottesdienste in der derzeit seltener praktizierten aber offiziell anerkannten und zugelassenen außerordentlichen Form zu feiern, weise sie als frauenfeindlich (der Sinnzusammenhang konnte bisher noch nicht festgestellt werden) und möglicherweise rassistisch und sexistisch aus. Außerdem halte man diese offizielle Liturgie der Kirche für nicht "zukunftsweisend". (Inhaltlich ging es um die Liturgiekonstitution des Vaticanum II und andere liturgische Fragen, u.a. wurde eine Messe im anglokatholischen Ritus gefeiert, also dem, dem auch die Minoritätengruppe der jüngst zur katholischen Kirche konvertierten Anglikaner angehört).

Der Beispiele gibt es viele, aber ich nehme eines aus meinem Erfahrungsbereich dazu. Die katholische Minderheit der katholischen Charismatiker. Die bevorzugteste Identifizierung und völlige Gleichsetzung ist gewöhnlich die mit einigen hilfesuchenden Menschen, die in diesen Kreisen auch Aufnahme fanden, einigen psychisch Gestörten. Fällt nur die Bezeichnung CE hat fast jeder kirchliche Mitarbeiter ein Anekdötchen über solche Leute auf Lager, das die meisten Interessierten erfolgreich abschreckt.
Es muss nicht einmal charismatisch sein. Ich vergesse nie, wie sich ein Gemeindereferent über eine junge Frau mokierte, die sich im Pfarrbüro gemeldet habe, weil sie neu zum Glauben gefunden hatte. Ach du meine Güte, jedes zweite Wort sei Jesus gewesen. Nein, für so jemand war kein Platz in der Pfarrei. Und keine Chance zu erfahren, wer das war. Wahrscheinlich hat die Frau resigniert den Weg in eine Freikirche genommen, nachdem sie so unerwünscht war.



1 Kommentar:

  1. Interessante Zahlenerwägungen samt abschreckendem Beispiel am Ende ...

    Noch was zum Thema Steuererklärung ... Papa Staat könnte die Sache dann aber auch mal so einrichten, daß man nicht fast zwangsläufig irgendeine Software dazukaufen muß ... ;-)

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