Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 23. Mai 2015

Wenn ein Mädchen ein Junge sein will (und umgekehrt) -

- dann heißt das noch lange nicht, dass dieses Kind nun transsexuell oder was auch immer ist. Es heißt nur, dass es in Lebensumständen ist, die es ihm wünschenswert erscheinen lassen, nicht das eigene Geschlecht zu haben. In den letzten Tagen haben die Medien ja fleißig solche Geschichtchen ohne irgendeine Beweiskraft geschrieben. Es werden allerhand äußerliche und kulturelle Dinge genannt, die so gut wie nichts über die Geschlechtszuhörigkeit aussagen. "A mochte nie mit Puppen spielen", B wollte lieber Kleider trage usw.

Wenn man mich mit 13 gefragt hat, habe ich ausdauerndst erklärt, dass ich lieber ein Junge wäre, und das hatte rein gar nichts mit Sexualität zu tun oder mit biologischem Geschlecht sondern allein damit, dass man mir genauso ausdauernd klarzumachen versucht hatte, dass ich so ziemlich alles, was ich tun wollte, nicht tun könne, weil ich ein Mädchen sei. Viele der Einschränkungen waren zu meinem Schutz gedacht, aber es waren Einschränkungen.
Wenn ich sagte, ich wäre lieber ein Junge, meinte ich, dass ich die Welt bereisen können wollte, ohne befürchten zu müssen in einigen Ländern als minderwertig behandelt zu werden, weil ich ein Mädchen bin. Ich wollte nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, vergewaltigt zu werden, wie das alleinreisenden Mädchen leider doch öfter zu geschehen schien. Ich wollte einfach eine Form haben, in der ich ich selbst sein kann und nicht auffalle und mit Extrarisiken rechnen muss, und es schien, dass das einfacher wäre, wenn ich kein Mädchen wäre.
Das waren soziale, gesellschaftliche, kulturelle Probleme - aber keine des biologischen Geschlechts per se.

Puppen fand ich eben totlangweilig. Das teile ich mit vielen anderen Mädchen.
In rosa hat mich ab dem Alter von 5 Jahren nicht mehr gesehen (und vorher selten).
Röcke und Kleider fand ich zu unpraktisch zum rennen und klettern.
Ich wollte gerne ein Reisender werden wie Old Shatterhand / Kara ben Nemsi, dafür habe ich geübt mit 13 - und war recht ungehalten über Hindernisse, die mir da in den Weg gelegt wurden, inklusive die der körperlichen Entwicklung.

Ja, ich hatte lange Zeit Probleme anzunehmen, dass ich weiblich bin, aber nur wegen dem, was andere damit verbunden haben und mir aufzwingen wollten

Und offenbar haben etliche Jungen vergleichbare Probleme. Einfach weil sie ein paar andere Interessen haben als die Mehrheit der Jungen. Oft weil sie den Eindruck haben, dass Mädchen ständig bevorteilt werden und es überhaupt viel einfacher haben.

Mir ist die Absurdität dieses Missverständnisses erst klargeworden, als mir ein Mann von mir wissen wollte, ob das nicht viel schöner und leichter als Frau sei. Da konnte ich ihm ein ganz klares Nein geben.
Was mich die meiste Zeit gekostet hat, war den "Mädchen-Mädchen", die mit Begeisterung alle Klischees über Frauen erfüllen nicht konstant mit tiefster Verachtung zu strafen, weil ihre Schminksucht und ihr ganzes Getue mir als ebenfalls Mädchen quasi den Ruf ruiniert.

Wenn ein Junge Röcke tragen möchte, heißt das keineswegs, dass er sexuelle Identitätsprobleme hat, aber es heißt, dass er festgestellt hat, dass um niedliche Röcke tragende Kinder manche Erwachsenen viel mehr Getue machen. Er möchte, dass man von ihm entzückt ist und wenn man das durch einen Rock bekommt, dann her mit dem Rock! Ich vermute stark in einem Land wie Sudan dürfte kaum ein Junge das Verlangen haben, in einen blauen Sack mit Gitter vor den Augen gesteckt zu werden - das bringt ja keine Vorteile. Wenn ein Mädchen keinen Rock tragen mag, heißt das oft: Jetzt nimm mich mal ernst mit meinen Fähigkeiten, mir stinkt das Getue und ach-wie-hübsch, mit dem ich eingesperrt werde, jetzt vergiss den äußerlichen Schrott und sieh mich als Person!

Diese Botschaften wären ernst zu nehmen: dass viele kleine Jungen sich nicht um ihrer selbst willen geliebt fühlen und mehr Aufmerksamkeit wollen und dass viele kleine Mädchen in ihren Fähigkeiten mehr anerkannt werden wollen. Die Aussage ist meistens ganz simpel: "Ich möchte so gut behandelt werden, wie ein Mann/eine Frau." Und was jemand als "gut" empfindet, variiert eben.

Das verheerendste ist, statt auf diese Signale zu hören und zu geben, was so ein Mensch braucht und tatsächlich sucht, dann gleich mit OP und den entsprechenden Verstümmelungen und massiver Hormontherapie eine Hilfe zu bringen, die gar keine ist und das eigentliche Problem belässt.

Es ist die gleiche Verirrung, wie auf die Aussage "ich möchte sterben" mit der freundlichen Beseitigung der Person zu reagieren, obwohl diese doch nur Angst vor drohenden und bestehenden Umständen hat, denen sie sich nicht gewachsen fühlt. Als ob sich nicht fast jeder von uns schon einmal den Weltuntergang bitte in den nächsten 24 Stunden gewünscht hätte, um einen anderen unangenehmen Verhängnis zu entgehen.

2 Kommentare:

  1. Ihr Mitgefühl und Ihre Empathie zu bestimmten menschlichen Schicksalen in allen Ehren...
    Auf diesen schrecklichen Demos für alle" allerdings versucht man, ALLE Menschen dahingehend totalzuindoktrinieren, sie sollten ohne jedes Ansehen der Person sich zu Mann oder Frau erklären, sonst nichts, nur Mann oder Frau, so wird dort geschrien. Die Existenz jener, die nun mal nicht in das bipolare Geschlechterraster fallen, wird dort strukturell öffentlich vernichtet. Man delektiert sich an Büchern mit dem hämischmachenden Titel "Gendergaga" und dergleichen, beklagt allen Ernstes lauthals, daß Homosexualität nicht mehr als psychiatrische Krankheit betrachtet wird etc.
    Die Kirchen dürfen in absehbarer Zeit beim Thema Nichtheterosexuelle nur noch eins: Schämen, bereuen und nocheinmal schämen.

    Gruß

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  2. Ich kenne die Demos nicht aus perönlicher Erfahrung. Daher kann ich darauf nicht kompetent antworten.
    Sicherlich aber ist es eine schlichte Frage der Selbstannahme, dass man zunächst einmal sich selbst annimmt, wie man ist und dazu gehört auch das biologische Geschlecht. Es ist da, es bringt Gegebenenheiten mit sich , die da sind und die erst einmal völlig neutral sind.
    Zu Akzeptanzproblemen für diese biologische Gegebenheit kommt es gewöhnlich durch soziale und kulturelle Strukturen, die damit bestimmte Forderungen verknüpfen. Oft wird vernachlässigt, erst einmal den Menschen unabhängig von seinem biologischen Geschlecht zu sehen und ihn stattdessen sofort in ein zu eng gesetztes Raster zwängen zu wollen.

    Ich spreche bisher nicht von Sexualität. Das ist ein anderes Thema. Ich spreche ganz bewusst erst einmal von der Akzeptanz seiner selbst in ALLEN Aspekten inklusive des biologischen Geschlechts. Wenn diese nicht möglich ist, dann handelt es sich tatsächlich um eine psychische Störung, weil hier ein Teil der Selbstliebe fehlt.
    Ist diese Selbstliebe vorhanden, ist es ein völlig anderer Aspekt, für was man sich als ebendiese Person entscheidet und warum.

    Niemand wird als Fehler geboren. Ob es sich um ein körperliches Handicap handelt oder das Aussehen, die Haut- oder Haarfarbe, gleich welches biologische Geschlecht. Dass wir andere als Fehler sehen, lässt diese sich selbst als Fehler sehen oder Teile von sich hassen und das ist schon einmal nicht gut.

    Beeinträchtigt es denn meine Fähigkeit zu denken, zu erfinden, kreativ zu sein, anderen Freund zu sein, zu sorgen, zu helfen, zu lachen, zu weinen - ob ich dieses oder jenes Geschlecht habe? Das tut es nur, wenn ich anfange, etwas in mir abzulehnen.
    Ich, als Mensch, gleich ob Mann oder Frau, kann arbeiten, genießen, Beziehungen aufbauen.
    Schwierig wird es, wenn eine Fixierung auftritt (Fixierung ist ein psychisches Problem). Wenn zum Beispiel in jemandem die Überzeugung ist, es sei negativ eine Frau oder ein Mann zu sein und derjenige es an sich oder andern ablehnt. Es ist so unsinnig, wie seine Nase oder seine Haare zu hassen.

    Ich weiß es ist sehr schwierig das auch nur objektiv wahrzuhaben, wenn man erst einmal angefangen hat, sich sexuell zu betätigen. Aufgrund der Wirkung der Hormone entstehen dabei immer Abhängigkeiten bis hin zu Süchten und das umso mehr je stärker die Annahme seiner selbst schon vorher kompromittiert war. Denn um so mehr fehlt die eigene sichere Identität und man versucht sich über etwas Äußerliches, oft sexuelle Spielarten zu definieren und hier gibt es viele, auch sehr viele heterosexuelle Irrwege, die den Menschen zerreißen und ihm schaden.

    Die katholische Kirche wird sich in dem, was sie tatsächlich lehrt, nie schämen müssen. Auch wenn das, was als Lehre formuliert ist, leider oft nicht richtig verstanden wird (manchmal auch von denen, die es lehren). Das Verständnis erschließt sich allerdings nur aus einer intensiven Beschäftigung mit den heiligen Schriften und im Wachsen in der Beziehung mit Gott, bei dem man selbst heil wird.
    Es hilft für den Anfang zu wissen, dass Gott bei niemandem einen Fehler gemacht hat, wenn er ihn geschaffen hat, wie dieser ist. Das was andere Behinderung nennen, ist in seinen Augen keine sondern Teil eines Geschenkes und etwas das einmal zu etwas Herrlichem werden kann. Leider wird das Anderssein oft nur als Schmerz gesehen und der Weg zum Heilwerden und Annehmen seiner selbst nicht gegangen und damit ein Geschenk an alle weggeworfen.

    Ein großer Fehler ist es gewöhnlich, sich unbedingt von andern seine eigene Identität bestätigen lassen zu müssen - man liefert sich damit viel Nicht-Verstehen es.
    Wer sich selbst nicht annehmen kann, wird von niemandem, egal wie weit dieser geht, je die ersehnte Annahme finden, weil kein Mensch den andern völlig verstehen kann. Das ist etwas, was ausschließlich im Einswerden mit Christus möglich ist. Leider eine Dimension, die viele nie erfahren, weil sie immer von andern Menschen suchen, was diese gar nicht geben können.

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