Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 8. Juli 2017

Wahre Loyalität - Papsttreue erklärt unter Bezug auf Thorin Eichenschild und Bilbo

Zugegeben, so ganz habe ich die Linie noch nicht finden können. Es ist ja nicht gerade eine einfache Situation durch die ich mich wie viele andere durch Papst Franziskus gebracht sehe. Denn es ist ein nicht unbeträchtlicher Loyalitätskonflikt, weil sich eine Divergenz aufgetan hat zwischen sehr klaren Aussagen des Evangeliums und Aussagen dessen, der von seinem Amt her die höchste Deutungshoheit darüber hat. Es hat schon zahlreiche Versuche gegeben, die bestehenden Risse zu mörteln und  zu kitten. Nicht zuletzt durch den bisherigen Präfekten der Glaubenskongregation, dem dafür nun auf recht denkwürdige Weise der Lohn gegeben wurde. Wie die Treue halten angesichts sich vermehrender realer Schäden und Unglaubwürdigkeiten, die durch mangelnde Übereinstimmung von Worten und Taten des hohen Kirchenfürsten entstehen?

Vielleicht hilft ein Blick auf Tolkiens Geschichte von Bilbo Beutlin und Thorin Eichenschild:
Thorin ist ein Zwergenfürst, einer der wegen seines Mutes, seiner Unangepasstheit und seines Einsatzes gerade für diejenigen seines Volkes, die alles verloren haben der Respekt und die Liebe seiner Gefolgsleute gehört. Eigentlich ist Thorin König über alle Zwerge, leider fehlt ihm das Symbol seiner Macht, der Arkenstein. Der liegt in seinem verlorenen Herrschersitz, Erebor, und ein Drache sitzt darauf. Bei den Bemühungen, an das Juwel zu kommen, sind Thorin und Bilbo Freunde geworden. Bilbo findet den Arkenstein zuerst. Und er gibt ihn nicht an Thorin. Denn mit diesem ist etwas Erschreckendes geschehen, als er Erebor erreicht hat und der Drache durch andere getötet wird: der edle Thorin verfällt dem Rausch der Macht und des Goldes. Er verweigert die Herausgabe von Schätzen, die ihm nicht gehören. Er verweigert sich Mitgefühl und Barmherzigkeit gegenüber Notleidenden. Er bricht sein Wort, auf das man vorher hätte bauen können, weil ihn nur noch die Gier beherrscht.  Und der Arkenstein, der noch mehr Loyalität an Thorin binden würde, würde einen unsinnigen und unnötigen Krieg auslösen. - Bilbo gibt den Arkenstein denen, die berechtigte Ansprüche gegen Thorin haben, damit diese ein Mittel haben, um sie ohne Krieg zu verfechten und kehrt zu Thorin zurück, um an dessen Seite zu bleiben. Thorin ist zunächst außer sich über den Verrat, kommt aber später zur Besinnung und bestätigt: "Nur ein wahrer Freund tut, was du getan hast."

Bilbo war auch in einem schwierigen Loyalitätskonflikt. Nicht nur, dass ihn ein Vertrag an Thorin band, er ist diesem auch persönlich verbunden und leidet unter dessen Persönlichkeitsänderung. Denn Thorin ist dabei, sich selbst und alles, was ihm wichtig war zu zerstören. Laut seinem Vertrag hat Bilbo das Anrecht auf den 14. Anteil des Schatzes. Er beschließt, den Arkenstein als diesen 14. Anteil zu betrachten und selbst darauf zu verzichten, um einen Krieg zu verhindern, Recht werden zu lassen und denen in Not zu helfen.  Dazu muss er sich erst einmal Thorins klarer Anordnung widersetzen und ihm das Juwel "stehlen". Und zwar auf eine Weise, dass Thorin das für ihn wichtige Juwel sofort in seinen Besitz nehmen kann, wenn er sich wieder an das Recht anderer und den Wert seines Wortes erinnert. Ein geringer Preis für Thorin sollte man denken. Aber dieser ist zunächst verblendet und tobt über den Verrat aus seiner Sicht.

Betrachten wir also einmal die Lage mit Kardinal Jorge Maria Bergoglio, nun Papst Franziskus. Der Kardinal war immer eigenwillig und liebte es, durch sein gegen andere sich abhebendes Verhalten hervorzustechen, sein Verstand war scharf, seine Liebe zur Kirche groß und sein Einsatz für Arme und Bedrängte beeindruckend.

Vielleicht hilft es, hier gleich einmal nach Videos zu suchen, die ihn als Kardinal Bergoglio und jetzt als Papst zeigen. Darauf fällt einiges auf: eine Änderung der Sprache in Artikulation und Stil, eine Änderung der Bewegungen. Natürlich, das Alter. Und wir konnten ja erleben, wie die Sprache Johannes Paul II durch seine Erkrankung immer undeutlicher wurde, während sein Verstand scharf blieb. Keine Beobachtung taugt hier allein für sich.
Jedoch ist es vielleicht zu bedenken, dass das zunehmende Alter auch bei Päpsten einmal - wir können es schon geradezu wundersam nennen, wie wenig das in den letzten zwei Jahrhunderten der Fall war - sich auch auf die Schärfe des Verstandes und des Urteilsvermögens auswirken könnte.

Es wurde bemerkt, dass es kein freies Gespräch mehr mit den neu kreierten Kardinälen dieses Jahres gab. Man kann da etwas bis zum Januar zurückverfolgen. Da war meines Wissens die letzte freie Predigt des Papstes beim Gottesdienst zur Taufe des Herrn. Die Kommentatoren spielten darüber hinweg, aber er verlor dabei sichtbar den Faden und schaffte kaum noch den Bogen zu einem halbwegs schlüssigen Ende. Dazwischen Reminiszenzen wie goldig es ist, wenn Babies weinen und einmal mehr die Aufforderung, die Mütter sollten ihre Kinder doch ruhig im Gottesdienst stillen. (Ahem. Ja. Vor laufender Kamera mit Übertragung weltweit beim besonders festlichen Anlass in der Sixtinischen Kapelle ...) Seitdem herrschen Skripte vor, die auf weiten Strecken keinen Bergoglio-Sprachstil erkennen lassen und offenbar gab es sogar ein gründliches Coaching vor Flugzeuginterviews, wie man auf manche Fragen klugerweise besser nicht eingeht.

Ich war ehrlich gesagt erleichtert, dass jemand den Fettnäpfchenparcours in den Griff zu bekommen schien, denn die Außenwirkung des Papstamtes ist bedeutend und es macht sich nicht so sonderlich gut, zu demonstrieren, wie scharf das Denken hier möglicherweise noch ist oder auch nicht. Ich bin alles andere als froh, wenn ich Anlass habe, etwas zu problematischen Aussagen und Handlungen meines Kirchenoberhauptes zu schreiben. Ich würde ungeheuer gerne, einfach loyal sein und kleine Fehler mit ausbügeln und Unschärfen glätten.

Leider haben die jüngsten Ereignisse gezeigt, dass diejenigen, die den Papst zu einem gewissen Grad im Griff zu haben scheinen, einen sehr problematischen Weg zu verfolgen scheinen. Ich verweise einmal auf diesen Blog  zur Frage der Personalentscheidungen, von denen es ja noch einige mehr zu nennen gäbe. Es wird nicht nur gegen den normal menschlichen Anstand sondern auch gegen Kirchenrecht verstoßen - so dass man eigentlich von Willkür sprechen muss oder von großem Unverstand der Verantwortlichen. Womit ich die Berater meine und nicht den, der auf sie angewiesen ist.

Und bei solchem Unverstand und den sich weltweit in der Kirche mehrenden Schäden, die dadurch entstehen, dass Strukturen der Kurie regelrecht entkernt werden, ohne dass ein guter Neuaufbau stattfindet, so dass der Vatikan immer mehr einer Baustelle gleicht, durch die etliche seiner ehemaligen Bewohner halb heimatlos irren. Weil das, was Papst Franziskus predigt für alle Welt sichtbar im Widerspruch zu seinem Handeln und Umgang mit anderen steht und das Vorurteil verstärkt, die Kirche stehe nur für Heuchelei, kann es nicht loyal sein zu schweigen.Und wen wundert es, wenn da so mancher der Demonstration der als Heuchelei wahrgenommenen Widersprüche begeistert applaudiert.
Auch sind die ersten Versuche, die Unklarheiten mit dem Betroffenen unter vier Augen zu klären, zum Teil verweigert worden, zum Teil gescheitert. Der nächste Schritt, die Klärung unter Anwesenheit von Zeugen zu suchen, scheint auch nicht erfolgreich zu sein.

Irgendwann bleibt als letzter Schritt nur das öffentliche Einstehen für die Wahrheit. So schmerzlich es ist, wird gerade das von echter Loyalität gefordert sein.

Warum nun hat der Heilige Geist diese Lage zugelassen? Es ist ja so, dass einige Kardinäle ihre Wahl inzwischen als Fehleinschätzung der Person beklagen.
Ich meine, wir müssen unsere Bilbo-Lösung für das Problem noch finden. Die erste Versuchung ist es, über den Papst zu schimpfen und selbst Loyalität und den Gehorsam - da wo er möglich ist - zu verweigern, und diese protestierend protestantische Haltung kann nicht die Lösung sein.

Probleme müssen benannt werden können. Aber ohne selbst das Recht zu brechen.
Richtigstellungen bzw. Anmerkungen zu Aussagen sind nicht nur erlaubt sondern auch notwendig. Aggressionen gegen die Person sind es nicht. Auch dann nicht, wenn die Person in Autoritä selbst sich ungerecht verhalten sollte

Es ist eine große Herausforderung, die Mut und Demut verlangt, die helfen kann mit eigenen Bequemlichkeiten und unguten Kompromissen zu brechen. Beten wir um Weisheit!

Sonntag, 2. Juli 2017

Was Papst Franziskus wohl von Johannes dem Täufer hält?

Johannes der Täufer war mir immer befremdlich. Sicher auch Jesus konnte recht schroff sein, aber sein fast gleichaltriger Cousin Johannes, der war nur eckig, kantig, herb, schroff, unverständlich. Ich vermute, das schien mir immer so, weil ich in einer Zeit aufgewachsen bin, in der nur eine Soft-Version des Evangeliums vermittelt wird.

Irgendwann stellte ich völlig überrascht fest, dass sein Hochfest eines der wichtigsten im Kirchenjahr ist, mit eigener Liturgie für den Vorabend. Das geschah natürlich nicht innerhalb einer Pfarrei; dort kann man von Glück sagen, wenn es überhaupt eine Messe an seinem Gedenktag gibt und nicht wichtigere pastorale Anliegen Vorrang haben. Sicher hatte ich durchaus gelesen, dass Jesus einmal gesagt hat, dass es unter den Menschen keinen Größeren als Johannes gebe, und das bezog sich wohl, auf die Konsequenz und Leidenschaft mit der er alles, was er war und hatte einsetzte, um zu verkünden, was der Wille Gottes für sein Volk ist. Heftiger als er konnte man es den Menschen wohl kaum präsentieren - und viele hörten hin und änderten ihr Leben. Ich vermute, weil er auch lebte, was er sagte. Allerdings waren die, die hinhörten "das Volk", die einfachen Leute. Bei dem hohen Klerus war Johannes eher unbeliebt, wie wir in den Evangelien nachlesen können. Man hielt sich dort nur in der Kritik zurück, weil die einfachen Leute die Heiligkeit des Täufers erkannt hatten und eine offene Opposition so einiges über den geistlichen Zustand der religiösen Führer offenbart hätte, was zu großer öffentlicher Empörung geführt hätte.

Und dann geriet Johannes mit einem Paar aneinander, das die Zustimmung des Volkes nicht brauchte, weil es nur von der Gnade der Besatzungsmacht abhängig war. König Herodes und seine Frau Herodias, beide geschieden und wiederverheiratet. Hierbei war Herodes der, der durchaus ein schlechtes Gewissen dabei hatte. Er wusste sehr wohl, dass er seiner ersten Frau großes Unrecht getan hatte. Aber die Leidenschaft war zu groß. Nicht so Herodias. Man kann vermuten, dass ihre erste Ehe nicht gerade glücklich war und es an ihrem Ehemann so einiges zu bemängeln gab. Sie hatte die Mängel behoben und da erfrechte sich dieser hergelaufene Prediger, sie dafür zu kritisieren und zu verlangen, sie müsse aufgeben, was sie sich so redlich verdient hatte. Also sorgte sie dafür, dass dieser Schreier für immer zum Schweigen gebracht wurde.

Johannes gilt daher als Märtyrer. Er wurde getötet, weil er jemand, der es nicht hören wollte, die Wahrheit Gottes entgegenhielt. Ganz ungeschminkt, wie es seine Art war. Ohne Abmilderungen oder Verständnis zu zeigen für eventuelle mildernde Umstände. Man kann wohl sagen, seine Worte waren wie Felsen, die er auf die glücklich Wiederverheiratete geworfen hat. Sein Denken war 100 % dem Gesetz verpflichtet, also legalistisch. Für ihn gab es nur Schwarz oder Weiß, keine verbindlichen Grauzonen.

Kurzum, wenn man dem so folgt, was der derzeitige Papst sagt, hat Johannes es völlig falsch gemacht, sich pharisäisch verhalten (obwohl diese ja vorsichtig schwiegen), sich unpastoral geäußert und in keiner Weise die neu entstandene stabile Verbindung mit Wertschätzung gewürdigt.

Ich frage mich ernsthaft, wie würde Papst Franziskus Johannes dem Täufer entgegentreten?
Kann er überhaupt guten Gewissens dieses Hochfest begehen?
Kann er zustimmen, dass Johannes ein Heiliger und was sein Vorbild angeht der Größte unter den Gottgetreuen war?

Wo ist der Sinn?

Ich kann nichts zu der Lage anderer Leute sagen sondern nur zu meiner eigenen. Die ist nicht besonders angenehm. Natürlich überlege ich auch, warum mich seit nun zwei Jahren ein Tiefschlag nach dem anderen trifft.
Ich rekapituliere kurz: Vor zwei Jahren hatte ich nach einem guten Beichtgespräch eine innere Heilung und seitdem wieder die Kraft, etwas die Muskulatur zu trainieren. Ich ging fast täglich eine knappe Stunde und fing an, kleinere Stufen wieder meistern zu können. Dann kam der September und unerklärliche Lähmungserscheinungen traten auf, die auf eine Überlastung mit Muskel- und Nervengas zur Holzbekämpfung in der Kirche zurückzuführen waren. Mein ohnehin kranker Organismus konnte das nicht wie ein gesunder ausscheiden und nachdem alles Fettgewebe als Speicher aufgebraucht war, kam es direkt zu Lähmungen. Noch jetzt brauche ich keine Waage, um festzustellen, ob ich weiter abnehme. Der Fettgewebeabbau sorgt dann für eine Toxinfreisetzung, die sich in morgendlicher Lähmung des Schließmuskels manifestiert (Ausscheidung über den Urin). Wegen der neuen Symptomatik war ich in der Rheumaklinik und ließ mich überzeugen, es mit Methotrexat zu versuchen. Die Dosis war moderat aber für mich zu stark. Die Entzündungswerte sanken rapide aber dafür kam es infolge Folsäuremangels zu Nervenstörungen. Ich hatte plötzlich eine Dauerischialgie und (noch nie vorher gehabt) Migräneanfälle mit Aura. Die Ambulanz reagierte nicht auf erste Rückmeldungen, ich halbierte die Dosis selbst und die Nervenstörungen hörten auf. Aber da hatte der Abszess, der meine aktuellen Probleme verursacht hat, wohl schon angefangen sich zu bilden. Jedenfalls eiterte es seit September aus dem Zahnfleisch und der Zahnarzt konnte nichts finden.

Nun, ich überlegte ernsthaft, ob da auch so etwas wie ein Fluch mit im Spiel sein könnte. (Manche von Ihnen meinen sicherlich, so etwas gebe es nicht.) Etwas brachte mir in Erinnerung, dass ich vor vielen Jahren einer Verwandten, die sehr spiritistisch ist, einen Blutstropfen für Analysezwecke überlassen hatte. Diese hatte den immer noch, erklärte sich aber bereit, den jetzt zu vernichten. - Wie dem auch sei, seitdem erholt sich mein geistliches Leben:
Ich habe immer gebetet, fast täglich Laudes und Vesper und auch sonst ein paar kurze an Gott gerichtete Sätze aber es war ein ständiger Kampf. Mit dem Rosenkranz wollte es so gar nicht gehen und auch die 5-10 Minuten tägliche Zeit für freies Gebet war weggebrochen. In der Bibel zu lesen konnte ich mich seltenst aufraffen. Plötzlich geht es wieder und zwar ohne Mühe und Aufwand. - Es war auch vorher keine Frage der Zeit, die war durchaus vorhanden. Nur jetzt sind Widerstände weg.

Ganz nutzlos war ich auch nicht. Kurz vor dem Treppensturz kam eine etwas verzweifelte Anfrage, ob ich ein Kapitel für ein Buch übersetzen könne (kostenlos natürlich ....). Zwei Übersetzer waren ausgefallen und der Drucktermin war in zwei Wochen. Es ging um die katechetische Arbeit von Pfarrer James Mallon in Halifax. Neue erfolgversprechende Ansätze für Katechese. Das sehr interessante Buch sollte jetzt auf den Markt kommen. Etwa nach der Hälfte der Arbeit kam der Sturz und den Rest schrieb ich halb gelähmt durch Prellungen, weil die Zeit einfach ausging. Kurz darauf ereilte Johannes S., der die Herausgabe organisierte, ein Schlaganfall. - Irgendwie war es tröstlich, dass ich auch in meinem lädierten Zustand noch für etwas tauge.

Ich habe jede Menge fromme Bilder aber irgendwie war keines strategisch in unmittelbarer Bettnähe platziert gewesen. Da kam vor gut einem Monat ein Abdruck des neuen Gemäldes von Triegel für eine Würzburger Kirche gerade ideal. Ich schnitt es aus und klebte es genau in mein Blickfeld. Das ist die einzige Erinnerung, die es brauchte. Seit ich davor anfing, mich täglich kurz mit dem Herrn zu unterhalten. Im Bett sitzend, was neben dem Sofa momentan meine einzige Option ist, fingen Dinge an sich zu klären.

Es kann sein, dass ich noch Monate festsitze und wenig machen kann, das hängt ganz von der Halswunde ab, aber das ist auch eine Chance mein geistliches Leben wieder neu aufzubauen. Vielleicht gibt Gott mir so eine Chance. Ich war ja immer tätig bis zur Grenze der Erschöpfung mit der Arbeit (freiberuflich daher jetzt keine Rente oder sonstige Hilfen), für meinen kleinen Neffen (der jetzt pubertiert und seitdem ich nicht mehr aktiv mit ihm spielen kann, mich gar nicht mehr beachtet), für katechetische Tätigkeiten (die musste ich schon vor zwei Jahren aufgeben, weil die Kraft nicht mehr reichte).

So richtig klar, was mir verloren gegangen war über all dem, wurde es mir dann in diesem Zusammenhang: Ein befreundeter Priester besuchte mich in der Fastenzeit dieses Jahr und feierte die heilige Messe mit mir (eine von zwei, an denen ich in diesem Jahr bisher direkt teilnehmen konnte, die andere war im Krankenhaus nach der Not-OP). Er schlug vor, wir sollten konkret doch Josef Engling um Fürsprache bitten, um dessen Seligsprechung sich die Schönstadtbewegung bemüht. Mein desolater Zustand wäre ausreichend dokumentiert um eine Heilung durch ein Wunder plausibel zu machen. Jedenfalls überließ er mir dann auch ein paar der Texte von und zu Josef Engling, damit ich diesen erst einmal kennen lernen konnte. Das war ein junger Mann, der Priester werden wollte aber dann in den Ersten Weltkrieg musste. In den letzten Wochen vor seinem Tod dort wuchs er sehr in geistlicher Beziehung, was in seinen Tagebüchern dokumentiert ist. Ich denke Gott hat ihn so perfekt zu sich genommen, wie Josef Engling nur werden konnte. Es hat mich erinnert, wie intensiv mein eigenes Gebetsleben einmal war gegen Ende der Studienzeit, bevor verschiedenste Dinge anfingen, es immer mehr zu ersticken. Das ist auf jeden Fall eine gute Frucht des Ganzen.

Ich warte also weiter geduldig auf Besserung, gehe davon aus, dass Gott schon weiß, was er tut, wenn er mich in so eine schwierige Situation wie die jetzige bringt und hoffe mich auch hier wieder dauerhaft regelmäßig zu melden.

Loch im Hals

Zuerst einmal eine Erklärung, warum ich jetzt solange verschwunden war; leider hat es mich gesundheitlich schwer erwischt. Bei der vermeintlichen Angina von Ende 2016 half das Antibiotikum zunächst, dann ließ die Wirkung nach. Das zweite stärkere Antibiotikum wirkte genauso, bis es nicht mehr wirkte. Nach der Einweisung ins Krankenhaus kam eine sofortige Not-OP. Durch mein immunsuprimierendes Rheumamedikament hatte sich über der Schilddrüse ein inzwischen faustgroßer Abszess gebildet; die halbe Schilddrüse wurde mitentfernt. Das war sauber zugenäht und die Heilung verlief angeblich tadellos, obwohl sich sehr viel Exsudat bildete, das zweimal punktiert wurde in den Folgewochen. Aber unter der Naht fand keine Wundheilung statt. Der Körper versuchte sich zu helfen und begann die Wunde neu zu öffnen; auch kam es zu etlichen Schwindelanfällen. Einer davon ereilte mich am oberen Ende einer 13-stufigen Treppe, die ich rückwärts hinunterfiel. Wie durch ein Wunder kam ich ohne Brüche davon, allerdings war ich durch die Prellungen zusätzlich sehr eingeschränkt. Danach verstärkte sich die Wiederöffnung der Wunde an der Kehle. Ich war 12 Tage im Krankenhaus und wurde zur häuslichen Wundversorgung entlassen, für die ein Pflegedienst kommt. Das Loch war 7 mal 5 cm groß und 2 cm tief und zeigte zunächst keine Heiltendenzen. Es verhindert, dass ich mich gerade aufrichten kann und bei Schreibarbeiten kommt es sehr schnell zu Nackenkrämpfen.
Nun war ich ja schon durch meine Polymyositis stark gehbehindert und hatte eigentlich Ende Dezember mit dem Muskelaufbau anfangen wollen, da das Rheumamedikament die Muskelentzündung endlich in den Griff bekommen hatte. Stattdessen verschlechterte sich alles durch den Bewegungsmangel und die Prellungen schränkten zusätzlich ein. Das Medikament musste ich absetzen, weil es die Wundheilung verhindert. Zudem habe ich jetzt noch Angstanfälle an Treppen und die schon erwähnten Schwindelanfälle durch die Halswunde. Krankengymnastik bräuchte ich zuhause, aber keiner mag kommen, weil die Praxen ausgebucht sind und der Aufwand für Hausbesuche zu unbequem ist.
Um eine Reha für die Muskulatur zu beantragen, müsste ich mich über eine Rheumatologische Klinik einweisen lassen, aber ich kann das Rheuma nicht neu behandeln lassen, solange die Halswunde nicht weitgehend verheilt ist.
Zum Glück wird das Loch im Hals jetzt kleiner. Schriftliche Arbeiten sind dennoch immer noch sehr anstrengend.

Gottesdienste gibt es für mich seit Januar fast nur über EWTN. Denn meine Eltern sind alt und haben ein Auto mit tiefem Einstieg, aus dem ich nicht selbst aussteigen kann. Meine Mutter hat beginnende Demenz und ist mit allem überfordert, und mein Vater ist der Meinung, dass sein Sonntagsgottesdienst in Minimalzeit abzuhandeln ist, d.h. eine predigtlose 7h-Messe in der Stadt und dass der zusätzliche Aufwand, mir zu helfen den Zeitrahmen zu sehr sprengt. Außerdem habe ich ja einen guten Grund davon dispensiert zu sein ...

Seit drei Monaten warte ich, dass der Medizinische Dienst sich meldet für eine Pflegeeinstufung. Aber der Gesetzgeber hat für dieses Jahr neue Pflegestufen beschlossen, wodurch es Unmassen von Neueinstufungs- und Neuanträgen gibt. Darum wurde die Vorschrift, neue Fälle innerhalb von 5 Wochen zu bearbeiten außer Kraft gesetzt. Die Krankenkasse hat dafür nur ein Ziel: möglichst nichts für was auch immer zu zahlen. Es gibt keine zentrale Stelle dort, der man die Situation melden kann und die dann für die einzelnen Dinge sorgt. Alles muss mit jedem Büro neu durchgekämpft werden. Ich konnte wochenlang mein Fax nicht erreichen, und meine Eltern können so etwas nicht bedienen. Sie haben sich jahrzehntelang solchem modischen Firlefanz verweigert. Telefonieren fällt mir schwer: ich kann noch immer nicht laut sprechen, kaum den Hörer ans Ohr halten, muss aber alles irgendwie selbst erledigen, da meine Mutter für so etwas kognitiv ganz ausfällt und mein Vater sehr schwerhörig ist aber sich dezidiert weigert, sein Hörgerät zu benutzen und bisher immer alle behördlichen Dinge meiner Mutter überlassen hatte.

Ich bin auch noch extrem schnell erschöpft und müde, brauche viel Schlaf. Die Halswunde, an der wirklich so gut wie jede Bewegung zieht, zehrt. Ein guter Nebeneffekt ist, dass ich kein Übergewicht mehr habe, sondern schon gezielt Schokolade esse, um nicht noch mehr abzunehmen.

Ich bin nicht der einzige Mensch, den es dieses Jahr gesundheitlich recht heftig erwischt hat. Eine junge Freundin, die immer viel unterwegs war, konnte durch eine Entzündung an den Füßen plötzlich kaum noch laufen. Eine ältere hatte durch einen Nierenstein fast ein Nierenversagen und war jetzt auch einen Monat außer Gefecht. Eine alte Dame, bei der ich bis Dezember noch Hausbesuche machte, stürzte, brach sich das Schlüsselbein und ist seitdem Pflegefall, muss ihr Haus aufgeben und kommt ins Heim.

Aber zu dem, wie ich mit der widrigen Situation umgehe, schreibe ich besser einen neuen Post. Dies ist erst einmal eine kurze Bestandsaufnahme.